Drachenmädchen
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Die Kampfschule „Shaolin Tagou“ befindet sich genau neben dem Ursprungstempel des Kung Fu in China. 1978 gegründet, ist sie heute mit 26.000 Schülern und Schülerinnen die größte nichtstaatliche Einrichtung ihrer Art. Weit weg von ihren Familien werden dort die Kinder und Jugendlichen zu Kampfmaschinen gedrillt und haben sich den strengen Regeln und Tagesabläufen, die kaum Freizeit zulassen, anzupassen. Der Dokumentarfilm von Regisseur, Kameramann und Produzent Inigo Westermeier erzählt vom Alltag dreier Mädchen an dieser Kung-Fu-Schule. Die neunjährige Xin Chenxi gehört zum Eliteteam und hofft, später einmal als berühmte Kämpferin ihre Eltern ernähren und selbst ein besseres Leben führen zu können. Wenn sie Schmerzen oder sich gar verletzt hat, verbietet sie sich das Weinen. Die 15-jährige Chen Xi dagegen hat ihre Eltern seit Jahren nicht mehr gesehen. Das stille Mädchen gilt als diejenige an der Schule, „die nicht spricht“. Und da gibt es noch die 17-jährige Huang. Sie hat den Drill und die körperliche Züchtigung in der „Shaolin Tagou“ nicht ausgehalten und ist nach anderthalb Jahren aus der Schule geflohen. Jetzt wohnt sie in Shanghai und möchte sich ein neues Leben aufbauen. „Meine Vision ist ein märchenhafter Film mit kritischem Blick“, sagt Inigo Westermeier zu seiner aufwühlenden und mitreißenden Dokumentation. „Ein Film, der die persönlichen Geschichten dreier Mädchen erzählt, die von morgens bis abends kämpfen lernen, um ihrer Armut zu entkommen, und der auf der zweiten Ebene realistisch und kritisch auf das System blickt, in dem diese Mädchen aufwachsen.“ Tatsächlich fängt Westermeier die hohe Kunst des Kung Fu, ihre Schönheit und Kraft in bemerkenswerten Bildern ein. Aber er zeigt auch die Kehrseite des Kampfsportes, wie er an dieser Schule gelehrt wird: die ständige Disziplinierung des Körpers und der Seele, den Verzicht auf eine unbeschwerte Kindheit, die totale Unterdrückung individueller Bedürfnisse. Westmeier wertet nicht durch aufgesetzte Kommentare, aber er beobachtet kritisch das Geschehen und gibt damit einen tiefen Einblick in die chinesische Gesellschaft, in der Kinder und Kindheit einen ganz anderen Stellenwert haben als bei uns. Das macht diesen Film so besonders und sehenswert auch für jene, die sich nicht unbedingt für Kampfsport interessieren. DVD-Bildformat: 1:1,78; 16:9 Ton: Dolby Digital 5.1 Sprachen: Deutsch, Chinesisch DVD-Extras: Interview
Barbara Felsmann
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Filmtyp: Farbe
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