Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern
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Nachdem die geistig eingeschränkte Tochter Dora 18 geworden ist, kann es ihre Mutter Kristin nicht länger ertragen, dass ihr Kind weiterhin pharmakologisch ruhig gestellt wird. Sie setzt daher die Medikamente ab. Schlagartig erwacht in Dora daraufhin die Sexualität und sie kennt weder Scham noch Berührungsängste, sich mit ihrem ganzen Körper einzubringen. Das bleibt nicht ohne Wirkung auf den Geschäftsmann Peter, der seinerseits keine Skrupel kennt, auf das Angebot einzugehen. Gegen den Widerstand ihrer entsetzten Eltern trifft sich Dora weiterhin mit Peter und geht mit ihm eine intensive sexuelle Beziehung ein. Juristische Schritte kommen nicht infrage, denn es steht außer Zweifel, dass Dora diese Beziehung aus freien Stücken gesucht hat und sie unter allen Umständen auch aufrechterhalten möchte. Peter nutzt Dora schamlos aus und missbraucht sie, aber auch bei ihm beginnt sich in seiner Einstellung ihr gegenüber etwas zu verändern. Als Dora schwanger wird, ist das für ihre Mutter ein besonderer Schock, denn diese hatte mit Hilfe der Reproduktionsmedizin vergeblich versucht, ein zweites und diesmal gesundes Kind zu empfangen. Für Kristin stellt sich daher die Frage auf besondere Weise, ob sie Dora unterstützen soll, als diese ihr Kind unbedingt austragen möchte.
Das gleichnamige Theaterstück von Lukas Bärfuss erschien bereits 2003. Dieses Stück endet damit, dass Dora die Gebärmutter entfernt wird, damit sie nicht ein zweites Mal schwanger werden kann. Die Schweizer Filmemacherin Stina Werenfels mochte sich nicht mit dieser „einfachen“ Lösung zufriedengeben. In ihrem Film spitzt sie den Konflikt weiter zu und visualisiert ihn sowohl aus Doras Perspektive als auch aus der ihrer Mutter. Beide Sichtweisen sind gleichwertig. Die Mutter möchte ihre Tochter beschützen und ihr zugleich ein möglichst unabhängiges Leben ermöglichen, zugleich ist sie eifersüchtig auf Dora, der mühelos gelingt, was ihr nicht einmal mit Hilfe der Medizin möglich ist. Dora wiederum fordert ihr Grundrecht auf persönliche Freiheit und das Recht auf Ehe und Familie ein, was für behinderte und nichtbehinderte Menschen vom Grundsatz her gleichermaßen gilt, und muss sich dafür selbst aus der engen Beziehung zu ihren Eltern und insbesondere der Mutter lösen. Zwischen beiden Figuren stehen die Zuschauer, die sich plötzlich mit ihren eigenen Erwartungshaltungen und Vorurteilen konfrontiert sehen, oder sind es gar die im Titel angesprochenen sexuellen Neurosen?
Ein nicht ganz einfacher, mutiger Film, der dank der überragenden Victoria Schulz in der Rolle von Dora, Jenny Schily als Mutter und Lars Eidinger als schmieriger und dennoch nicht völlig unsympathischer Liebhaber beeindruckt und fasziniert.
DVD Extras: Alternative Szenen, Trailer
Holger Twele
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
DVD-Bildformat: 1:1,85/16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Anbieter
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