Die Unsichtbaren - wir wollen leben
Im Februar 1943 erklärt der hohe Nazi-Funktionär Joseph Goebbels, Gauleiter von Berlin und Reichspropagandaminister, die deutsche Hauptstadt für „judenrein“. Großangelegte Deportationen der noch in Deutschland lebenden Juden in die Konzentrationslager vornehmlich nach Osteuropa gingen dieser Aussage voraus. Doch wirklich ganz Berlin? Nein – zwischen 5.000 und 10.000 Juden konnten sich in Berlin ab 1943 verstecken, darunter der später sehr bekannte Fernsehmoderator Hans Rosenthal. Doch von seiner Geschichte erzählt Regisseur Claus Räfle, der auch am Drehbuch mitschrieb, in seinem Film „Die Unsichtbaren – wir wollen leben“ nicht. Hier stehen vier andere Geschichten von versteckten Juden im Mittelpunkt, deren Echtheit auch durch die Zeitzeugenberichte untermauert werden. Diese mixt Räfle in seinem Film geschickt mit Spielszenen und dokumentarischem Material. Hierbei dominiert aber die Spielfilmhandlung, da die Erlebnisse der sogenannten „U-Boote“, wie sich die untergetauchten Juden in Berlin schon seit 1938 selbst nannten, hochdramatisch und spannend sind: Da ist die Geschichte von Eugen Friede. Er wird von Hans Winkler, dem Leiter der Widerstandsorganisation „Gemeinschaft für Frieden und Aufbau“ in Luckenwalde versteckt und wurde selbst im Widerstand gegen Hitler aktiv. Neun Monate lebt Eugen bei Hans und Frida Winkler und deren Kindern. Die Winklers geben Eugen als ihren ausgebombten Berliner Neffen aus. „Winklers Sohn Horst bot mir sogar seine Nazi-Uniform an, damit ich `mal nach draußen gehen konnte“. Über seine Erlebnisse als „U-Boot“ hat er einen Tatsachenroman geschrieben, der 2004 unter dem Titel „Abgetaucht! Als U-Boot im Widerstand“ erschienen ist. Hanni Lévy färbt sich die Haare blond und versucht im Untergrund zu überleben; Cioma Schönhaus nutzt sein Fälschergeschick, um Juden mit gefälschten Pässen zur Flucht zu verhelfen und Ruth Arndt tarnt sich als Kriegerwitwe und bewegt sich inmitten der Kreise von ihr verhasster Nazi-Offiziere.
Eindrucksvoll schildert Räfles Film mit seinem Ensemble kraftvoller junger Hauptdarsteller den täglichen Überlebenskampf der versteckten Juden in einer Gesellschaft, in der die Spitzel der „Geheimen Staatspolizei“ allgegenwärtig zu sein scheinen, die vom Denunziantentum beherrscht wird und in der die Machthaber sogar die Kinder ideologisch aufstacheln, im „Dienste ihres Führers“ selbst die eigenen Eltern zu verraten. So brechen sich auch in der Gruppe der vier versteckten Juden, die Räfles Film zeigt, schnell Zwietracht, Misstrauen und Verrat Bahn. Ein Kampf ums nackte Überleben beginnt. Von den in Berlin versteckten Juden in Berlin lebten bei Kriegsende 1945 nur etwas mehr als 1.400.
DVD Extras: Trailer, B-Roll, Interviews, Featurette, Bildergalerie
Blu-ray Extras: Trailer, B-Roll, Interviews, Featurette, Bildergalerie
Werner Barg
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch