Die Unerzogenen

Film: Die Unerzogenen
Länge:
90 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Pia Marais
Darsteller:
Céci Chuh, Birol Ünel, Pascale Schiller, Georg Friedrich, Joana Preiss u. a.
Genre:
Drama , Jugend
Land:
Deutschland, 2007
Eine nicht nur in der Pädagogik verbreitete Vorstellung geht davon aus, dass schlecht oder gar nicht erzogene Kinder und Jugendliche mit hoher Wahrscheinlichkeit asozial oder gar straffällig werden. Pia Marais hat in ihrem beeindruckenden Spielfilm diese Theorie einmal überprüft und lässt mit vertauschten Rollen zwischen Eltern und Kindern eine sensible 14-Jährige gegen ihre unerzogenen Eltern antreten, die sich ihr Leben lang geweigert haben, erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen.
Nach unsteten Jahren der Wanderschaft kommt die 14-Jährige Stevie mit ihrer Mutter aus Portugal nach Deutschland zurück, weil ihr Großvater, den sie nie kennengelernt hat, gestorben ist und eine Villa hinterlassen hat. Für das Mädchen unerwartet taucht auch ihr leiblicher Vater dort auf, der wegen Drogendelikten längere Zeit im Gefängnis saß. Stevies Hoffnung auf ein geregeltes Familienleben, das sie bisher nicht kannte, zerschlägt sich, denn die Eltern kümmern sich kaum um das Kind, wollen ihr Geld erneut mit kleinkriminellen Aktivitäten verdienen und hängen ständig mit alten Freunden herum, die mit ihrem Leben offenbar auch nichts anzufangen wissen. Um wenigstens unter Gleichaltrigen beachtet zu werden, die ihr jedoch in einer Mischung aus Ablehnung und Neugier begegnen, lockt sie diese mit Geschenken und Drogenerfahrungen und gibt sich aus Scham über ihre wirklichen Eltern als Tochter einer abwesenden Diplomatenfamilie aus. Als die Situation im Haus immer mehr außer Kontrolle gerät, sieht sich Stevie gezwungen, die wichtigste Entscheidung ihres bisherigen Lebens zu treffen und ihren eigenen Weg zu gehen.

Für ihre überragende und überzeugende Darstellung der Stevie ist die Berliner Nachwuchsschauspielerin Céci Chuh bereits auf mehreren Festivals ausgezeichnet worden. Sie vor allem trägt diesen in seiner irritierenden Versuchsanordnung gewöhnungsbedürftigen Film, der auch vor dem Thema des möglichen sexuellen Missbrauchs nicht kneift und mit Personenkonstellationen und Konflikten aufwartet, die im deutschen Kino Seltenheitswert haben. Stevie wirkt trotz ihrer unübersehbar schweren Bürde, unter der sie zu leiden hat, fast wie ein Engel in einer in Auflösung begriffenen Gesellschaft ohne klare Wertvorstellungen und Perspektiven. Weder das Jugendamt noch das Schulamt scheinen an Stevies brenzliger Situation Interesse zu haben, nur ein eher unscheinbarer stiller Junge, selbst Außenseiter in einer von Äußerlichkeiten bestimmten und langweilig empfundenen Welt, wird ihr zum Helfer und Freund. Nicht jedes Detail in diesem Film wirkt rundum überzeugend, nicht alle Handlungen sind nachvollziehbar, im Gedächtnis bleibt der Film auf jeden Fall.

DVD-Bildformat: 16:9
Ton:HiFi Stereo, Dolby Digital 2.0
Sprachen: Deutsch
DVD-Extras: Casting, Interviews, Trailer

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Anbieter

Verleih-DVDFilmgalerie 451

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (34. Woche 2009).