Die Sirene

Film: Die Sirene
Prädikat besonders wertvoll
Länge:
104 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
30.11.2023
Regie:
Sepideh Farsi
Darsteller:
/
Genre:
Animation , (Anti-)Kriegsfilm
Land:
Frankreich, Deutschland, Luxemburg, Belgien, 2022

Worum geht es in dem Animationsfilm?


Der 14-jährige Omid (das iranische Wort für Hoffnung) lebt in der Stadt Abadan im Süden des Iran, die von einer riesigen Ölraffinerie überragt wird. Als 1980 ein Krieg zwischen Iran und Irak ausbricht (der sog. Erste Golfkrieg), wird die iranische Ölmetropole von schweren Bombenangriffen der irakischen Armee erschüttert. Ein Großteil der Bevölkerung Abadans und der Familie Omids flieht, doch Omid will bei seinem Großvater bleiben, zumal sein älterer Bruder an der Front kämpfen muss. Bei seiner neu gewonnenen Arbeit als Essenslieferant lernt er verschiedene Personen kennen, darunter einen Ingenieur mit vielen Katzen, zwei Priester einer orthodoxen Kirche und die gleichaltrige Pari, deren Mutter zu Zeiten des Schahs eine berühmte Sängerin gewesen ist. Als er durch Zufall erfährt, dass die Stadt nicht mehr zu halten ist, setzt er alles daran, seine neuen Freund*innen mit einem alten Fischerboot aus der eingekesselten Stadt zu retten – eine Art Arche Noah, die er Sirene nennt.


Was macht „Die Sirene“ so besonders?


Die 2009 aus dem Iran verbannte Dokumentarfilmerin Sepideh Farsi greift in ihrem ersten animierten Spielfilm aus der Perspektive der jugendlichen Hauptfigur ein Thema auf, an das sich in Westeuropa keine*r mehr zu erinnern scheint: Der iranisch-irakische Krieg war einer der blutigsten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Stadt Abadan wurde damals vollständig zerstört. Mit den künstlerischen Mitteln des Animationsfilms will Sepideh Farsi einerseits aufzeigen, wie brutal dieser Krieg war (Sie erlebte ihn als Teenagerin mit), andererseits aber auch Distanz schaffen, um den Film zumutbar zu machen. Die auf wenige Farben reduzierten Zeichnungen von Zaven Najjar sind nicht nur sehr aufs Detail bedacht, sondern ermöglichen es zudem, Farsis Erinnerungen sichtbar zu machen, ohne Propagandabilder der damaligen Zeit zu reproduzieren und ungewollt Partei für das iranische Regime zu ergreifen. Denn jenes wurde nach der Machtübernahme durch „Revolutionsführer“ Khomeini im Jahr 1979 von großen Teilen der Bevölkerung bekämpft. So schlägt der Film eine Brücke in die Gegenwart, indem er von anhaltendem Widerstand in der Bevölkerung, von Solidarität und der bis heute ungebrochenen Hoffnung auf Veränderung erzählt.

Auf der Berlinale 2023 eröffnete dieser beeindruckende Film die Sektion Panorama, beim LUCAS 2023 erhielt er sogar eine Lobende Erwähnung im Wettbewerb „Teens“.

Holger Twele

Anbieter

FilmverleihGrandfilm