Die Hand Gottes

Film: Die Hand Gottes
Länge:
134 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
02.12.2021
Regie:
Paolo Sorrentino
Darsteller:
Filippo Scotti (Fabietto Schisa), Toni Servillo (Saverio Schisa), Teresa Saponangelo (Maria Schisa), Luisa Ranieri (Patrizia), Marlon Joubert (Marchino Schisa) u.a.
Genre:
Drama
Land:
Italien, 2021

Mit seinen Kino- und Fernseharbeiten sorgte der Italiener Paolo Sorrentino in den letzten Jahren regelmäßig für Aufsehen. „La Grande Bellezza – Die große Schönheit“ etwa gewann einen Golden Globe und den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Auch sein jüngstes Werk, das 2021 bei den Filmfestspielen in Venedig uraufgeführte und mit mehreren Preisen bedachte Coming-of-Age-Drama „Die Hand Gottes“, fand bereits viel Beachtung. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil es sich um das bislang persönlichste Projekt des Regisseurs und Drehbuchautors handelt. Für diesen Film kehrte er nicht nur in seine Heimatstadt Neapel zurück. Noch dazu ließ er witzige und schmerzhafte Erfahrungen aus seiner Jugend in die Geschichte einfließen.


Worum es in „Die Hand Gottes“ geht:


In den 1980er Jahren wächst der Teenager Fabietto Schisa in einer verrückten, lebenslustigen Familie auf. Freunde hat er, so sagt er selbst, keine. Dafür aber eine große Leidenschaft: Sein Herz gehört dem lokalen Fußballverein SSC Neapel, der angeblich kurz davor steht, den argentinischen Starkicker Diego Maradona zu verpflichten. Ein Gerücht, das viele Menschen in der Stadt in helle Aufregung versetzt und nicht wenigen wieder etwas Hoffnung in ihren beschwerlichen Alltag bringt. Eine besondere Faszination übt Fabiettos attraktive, aber psychisch angeschlagene Tante Patrizia auf den 17-Jährigen aus. Als auf die Freude nach dem tatsächlich vollzogenen Maradona-Transfer eine familiäre Tragödie über Fabietto hereinbricht, zieht es ihm zunächst den Boden unter den Füßen weg. Wie man dennoch vorankommen kann, das muss er mühsam lernen.


Was „Die Hand Gottes“ so ungewöhnlich macht:


Sorrentinos persönliche Bindung zum Stoff spürt man schon in den stimmungsvollen Bildern von Kamerafrau Daria D'Antonio, die das Gefühl mediterraner Ausgelassenheit wunderbar transportieren. Wenn der junge Protagonist mit seinen Verwandten irgendwo im Grünen zusammensitzt, lacht, lästert und skurrile Geschichten austauscht, glaubt man fast, selbst hautnah dabei zu sein. Im Umfeld Fabiettos tummeln sich viele schräge Figuren, deren Eigenarten der Regisseur manchmal vielleicht ein bisschen zu oft für komische Einlagen nutzt.

Den klassischen Erzählmechanismen des Coming-of-Age-Films entzieht sich „Die Hand Gottes“ sehr bestimmt. Gibt es sonst klare Wendepunkte und deutlich markierte Entwicklungsschritte, setzt Sorrentinos Drehbuch auf episodenhafte Ereignisse und ein manchmal zielloses Treiben. Zeitsprünge erschließen sich meistens erst im Nachhinein. Und wiederholt tauchen surreal wirkende Szenen mit ordentlichem Irritationspotenzial auf. Wie schon mehrfach in seiner Karriere verneigt sich der Regisseur mit diesen exzentrischen Momenten vor seinem verstorbenen Landsmann Federico Fellini, einem Leinwandkünstler, dessen Filme in ihrem eigenwilligen Stil oft alle Grenzen sprengen. Nicht von ungefähr besucht Fabietto an einer Stelle mit seinem eine Schauspielkarriere erwägenden Bruder Marchino ein Casting für eine neue Fellini-Produktion, bei dem der Teenager lauter schräge Personen trifft. Unkonventionell ist auch die Entscheidung, viele Dinge nicht lang und breit zu erklären, sondern unaufdringlich zu thematisieren. Dass Fabiettos Liebe zum SSC Neapel nach der schrecklichen Tragödie im Mittelteil drastisch abkühlt, erfahren wir zum Beispiel eher nebenbei. Zu den schönsten Pointen dieser nicht in jeder Passage überzeugenden, aber stets ungewöhnlichen Erzählung über das Erwachsenwerden gehört das von Sorrentino angestimmte Loblied auf die menschliche Vorstellungskraft. Die Fantasie, das betont der Italiener, kann, zumindest ein wenig, die Härten des Lebens abfedern.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (50. Woche 2021).