Der unverhoffte Charme des Geldes

Geld bedeutet Pierre-Paul eigentlich nichts. Doch dann wird der studierte Philosoph, der sich in Montreal als Paketzusteller verdingt, zufällig Zeuge eines aus dem Ruder laufenden Raubüberfalls. Plötzlich liegen dem eingefleischten Antikapitalisten zwei prall gefüllte Taschen voller Banknoten zu Füßen, und ehe er sich versieht, hat er den unerwarteten Fund vor dem Eintreffen der Polizei auch schon in seinem Lieferwagen verstaut. Anschließend ist guter Rat jedoch teuer. Denn wo er die Kohle sicher verstecken soll, weiß Pierre-Paul beim besten Willen nicht. Unter die Arme greifen ihm nur wenig später die Luxus-Escort-Dame Camille und der frisch aus dem Knast entlassene Ex-Biker-Boss Sylvain, der während seiner Haftzeit Wirtschaftsseminare besucht hat. Gemeinsam hecken sie einen Plan aus, um die Millionen unbemerkt beiseitezuschaffen. Die Polizei und die düpierten Gangster suchen derweil fieberhaft nach dem verschwundenen Geld.
Auf dem Papier klingt die Idee, eine luftig-lockere Krimikomödie mit kapitalismuskritischen Beobachtungen zu verbinden, durchaus unterhaltsam. Trotz eines spielfreudigen Ensembles und einiger lustiger Wendungen geht die Rechnung unter dem Strich aber nur zur Hälfte auf. Schuld daran ist vor allem das mit vielen Zufällen und einigen wenig glaubwürdigen Entwicklungen gespickte Drehbuch. Zu oft driftet der Film ins Märchenhafte ab. Und zu selten bringt der frankokanadische Regisseur und Skriptautor Denys Arcand („Die Invasion der Barbaren“) seine Protagonisten wirklich in Bedrängnis, weshalb echte Spannungsmomente Mangelware sind. Aus der Prämisse hätte sich gewiss eine bissige, herrlich überdrehte Satire spinnen lassen. Die Seitenhiebe auf das von Gewinnmaximierung infizierte System und allgemeine Kommentare über die gesellschaftlichen Verhältnisse kommen jedoch zumeist wenig subtil daher und verleihen dem Gaunerstreifen mitunter einen anstrengenden Belehrungscharakter. Die immer mal wieder eingestreuten Seitenblicke auf die Obdachlosenszene von Montreal unterstreichen Arcands humanistische Gesinnung, seine Sympathie für die Schwachen und Ausgegrenzten - wirken zuweilen aber auch etwas beliebig.
Christopher Diekhaus