Der Sommer, als ich schön wurde (Staffel 2)
Wir erinnern uns gerne an die sanften Blautöne und lieblichen Insta-Pastellfilter, in denen uns die erste Staffel von „Der Sommer, als ich schön wurde“ ein kompliziertes Liebesdreieck servierte. Das Dilemma wurde verkörpert von den zwei Brüdern Conrad und Jeremiah. Zu beiden fühlte sich Belly hingezogen. Amor entschied letztlich zugunsten des geheimnisvolleren, weil einzelgängerischeren Conrad. Jeremiah zog den Kürzeren. Die etwas glatte Inszenierung profitierte von einem klugen Skript, basierend auf Jenny Hans Romantrilogie. Nun hält der zweite Roman „It’s not Summer without you“ als Vorlage her. Und wie der Titel schon nahelegt, wird das Beziehungsgeflecht der Protagonist*innen mit dem roten Faden einer gemeinsamen Verlusterfahrung durchwoben.
Worum geht es in Staffel 2 von „Der Sommer, als ich schön wurde“?
Susannah ist tot. Mit dieser erschreckenden Neuigkeit wird sogleich die idyllische Schwerelosigkeit der ersten Staffel zerstört. Bellys Mutter und zugleich Susannahs beste Freundin Laurel hat ihre Trauer in einem neuen Buch verarbeitet. Bellys Bruder Steven hat sich in die Streberei geflüchtet und wurde nun mit seinem hervorragenden Abschluss von der renommierten Princeton-Universität angenommen. Und Belly selbst durchlebt ihre Erinnerungen eher gequält und denkt zusätzlich auch noch wehmütig an Conrad und Jeremiah: denn die Romanze mit Conrad nahm kein gutes Ende und von Jeremiah wird sie konsequent geghostet, seitdem sie ihn für dessen Bruder sitzengelassen hat.
Das, was sie alle wieder zusammenführen wird, ist der Sehnsuchtsort, an dem alles seinen Anfang nahm: Cousins Beach. Und insbesondere das traumhafte Strandhaus Susannahs, das an ihre entfremdete Schwester Julia vererbt wurde. Diese will es nun verkaufen – ganz zum Unmut von Conrad und Jeremiah sowie allen, die so viele Erinnerungen mit dem liebevollen Heim verknüpfen. Ob Belly mit ihrem aus der ersten Staffel bekannten Vermittlungsgeschick Frieden stiften kann?
Was die zweite Staffel der Coming-of-Age-Melodrama-Serie ausmacht:
Ja, es gibt Hoffnung auf ein Liebescomeback – die Frage ist nur: Mit Conrad oder mit Jeremiah? Passend zum romantischen Knistern sind die Szenen auch wieder mit Popsongs unterlegt. Schmunzeln ist hier jedenfalls erlaubt. Zum Beispiel, wenn beim erwartungsvollen Blickkontakt während des Kirmesbesuchs ein Song von Katy Perry im Hintergrund ertönt: „Just because it's over, doesn’t mean it's really over!“
Außerdem wird der Cast um die nichtbinäre Figur Syke ergänzt – Cousin*e von Conrad und Jeremiah sowie zugleich in der etwas schwierigen Position, das Kind der eher wenig geliebten Tante Julia zu sein. Die Erweiterung des Casts durch Syke ist eine sympathische Veränderung zur ersten Staffel. Qualitativ knüpft die zweite Staffel durch die liebevolle Figurenzeichnung und charmante Darsteller*innen an der ersten Staffel an. Weiterentwickelt wurde die Erzählweise, die die nun etwas ernsteren Themen – Trauer und Trennungsschmerz – sensibel anpackt. Aufgrund von Zeitsprüngen und neuen Inneneinsichten in die Charaktere bekommt die Serie zudem in dramaturgischer Hinsicht einen etwas anderen Drive und wirkt vielschichtiger. Auch in diesen (optisch etwas zu perfekten) Sommer taucht man allzu gerne ein und erliegt seinem Entertainment-Zauber.
Nathanael Brohammer
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Englisch