Der Sohn der Anderen (OmU)

Film: Der Sohn der Anderen (OmU)
Länge:
101 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 6 Jahren
Regie:
Lorraine Levy
Darsteller:
Jules Sitruk (Joseph), Mehdi Dehbi (Yacine), Emmanuelle Devos (Orith), Areen Omari (Leïla), Pascal Elbé (Alon)
Genre:
Drama , Politischer Film
Land:
Frankreich, 2012

Als Joseph 18 Jahre alt ist, muss er durch einen Bluttest erfahren, dass er als Baby im Krankenhaus von Haifa in den Wirren einer Evakuierungsmaßnahme vertauscht wurde. Er wuchs bei den wohlhabenden jüdischen Eltern, der Ärztin Orith und dem israelischen Kommandanten Alon auf. Dabei ist er der Sohn des arabischen Palästinenser Paares Said und Leila, das in äußerst einfachen Verhältnissen im Westjordanland lebt. Die Familie Al Bezaaz hat wiederum Yacine als den ihren aufgezogen, doch der ist eigentlich das Kind der Israelis. Konfrontiert mit dieser schockierenden Erkenntnis, reagieren die Familienangehörigen sehr unterschiedlich. Wertevorstellungen, Weltanschauungen, Feindbilder, politische und religiöse Überzeugungen werden erschüttert, geraten ins Wanken. Während für Vater Alon Silberg, der überaus konservativ nationalistisch israelische Ansichten vertritt, eine Welt zusammenbricht, und Yacines vermeintlicher Bruder Bilal der palästinensischen Familie seinen Hass auf Israel nicht in den Griff bekommt, können die Mütter schneller die Situation emotional bewältigen. Doch vor allem für Joseph und Yacine stellen sich drängende Fragen nach der eigenen Identität. Joseph, der Träumer, Musiker und fleißige Thora-Schüler auf der einen, und Yacine, mit den ehrgeizigen Plänen in Paris Medizin zu studieren und ein Krankenhaus in der arabischen Heimat zu eröffnen, auf der anderen Seite, können jedoch neugierig und vorurteilsfrei aufeinander zugehen. Aber können das auch ihre Familien?

Mit dieser etwas konstruierten, gleichwohl interessanten Versuchsanordnung wirft das Familiendrama der jüdischen Französin Lorraine Lévy Fragen nach der eigenen Identität auf und verdichtet den Nahostkonflikt auf den Mikrokosmos zweier sehr unterschiedlicher Familien. Was ist genetisch vorherbestimmt, wie viel Einfluss haben das Umfeld und die Erziehung? Wie kann es derartige Gräben im israelisch-palästinensischen Konflikt geben, wenn Liebe und Familienzugehörigkeit problemlos diese Schranken überwinden können – vorausgesetzt die betreffenden Personen wissen nichts über die wahre Identität ihrer vermeintlichen Verwandten. Aber auch, macht Religionszugehörigkeit den Menschen aus? Denn während nach dem muslimischen Glauben – einmal angenommen – dieser dem Menschen für immer bleibt, wird jüdische Zugehörigkeit über Vererbung definiert. Alle Darsteller, besonders auch die jugendlichen, liefern eine beeindruckende und glaubwürdige Performance in diesem sehr emotional erzählten Drama. Letztendlich erscheint die Versöhnung auch politischer Gräben viel einfacher, als alle Beteiligten zunächst angenommen haben. Das mag eine idealisierte Sicht sein, gleichzeitig drückt sich hierin eine zutiefst menschliche Hoffnung aus. Die Inszenierung der starken Geschichte ist immer sehr nah an der Gefühlswelt aller Beteiligten. So schafft der Film Innenansichten in beide Lager, sowohl in das unterdrückte palästinensische als auch in den weltoffenen Lebensentwurf in Tel Aviv, wenn auch hier die Verteidigung des Staates Israel den Alltag aller Menschen durchdringt. Ein eindringliches Plädoyer für Toleranz und Liebe – und ein universell brisantes Thema auch vor dem Hintergrund aktueller politischer Konflikte in anderen Regionen der Welt.

Christiane Radeke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

DVD-Bildformat: 16:9

Sprachen: Englisch/Französisch/Arabisch/Hebräisch

Untertitel: Deutsch

Anbieter

Kauf-DVDFilm Kino Text

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (4. Woche 2016).