Der Russe ist einer, der Birken liebt
Darum geht es in „Der Russe ist einer, der Birken liebt“:
Mascha ist 29 und eine Frau, die Grenzen sprengt: Sie spricht fünf Sprachen fließend, will als Dolmetscherin für die UNO arbeiten und weiß, dass sie so gut ist, das zu schaffen. Sie schläft mit Männern und mit Frauen. Als Kind kam sie mit ihrer Mutter aus Aserbaidschan nach Deutschland, doch Herkunft und Identitätsfragen interessieren sie nicht. Mascha lebt in einem multikulturellen Freundeskreis und scheint entschlossen, ihrem Leben keine Grenzen zu setzen, sondern alle Möglichkeiten zu nutzen, die die Welt ihr zu bieten hat. Mascha ist chaotisch, kompromisslos, schlagfertig. Doch wer ist Mascha wirklich? Ihr Freund, der Deutsche Elias, hat manchmal das Gefühl, gar nicht zu wissen, mit wem er da zusammenlebt. Was wehgetan hat, scheint Mascha einfach hinter sich zu lassen und nicht darüber zu reden: Ihre eigene Familiengeschichte, die schmerzhafte Trennung von ihrem Ex-Freund. Als Elias nach einem Unfall nicht mehr gesund wird und stirbt, verlässt Mascha Frankfurt für Tel Aviv. Die ehemalige Soldatin Tal, die ebenso wenig von sich erzählt, scheint die perfekte neue Liebe. Doch wie soll Mascha ein neues Leben möglich sein, wenn sie permanent auf der Flucht zu sein scheint?
Warum dieser Film ein Highlight ist:
„Der Russe ist einer, der Birken liebt“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Olga Grjasnowa und ist so sprunghaft wie seine Hauptfigur. Der Film erzählt Maschas Geschichte nicht linear mit Rückblenden, sondern springt wild zwischen den Zeitebenen hin und her. Wie ein Puzzle setzt sich nach und nach Maschas Leben zusammen und lässt auch manche Leerstelle offen. Regisseurin Pola Beck arbeitet nach ihrem Debütfilm „Am Himmel der Tag“ wieder mit Schauspielerin Aylin Tezel, Drehbuchautor Burkhardt Wunderlich und Kameramann Juan Sarmiento zusammen. Ihr Film setzt ganz auf seine Protagonistin und die visuelle Collage von Stimmungen. Denn wo jemand wenig spricht, müssen Gefühle anders sichtbar werden. Aylin Tezel zeigt eindrucksvoll, wie kraftvoll und zugleich zerbrechlich Mascha ist. So ist „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ nicht nur eine starke assoziative Erzählung über Trauer, Orientierungslosigkeit und Identität, sondern auch das faszinierende Porträt einer eigenwilligen jungen Frau.
Kirsten Loose
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe