Der Hals der Giraffe

Die neunjährige Mathilde ist einem Geheimnis auf der Spur. Unter der Matratze ihres Großvaters Paul steckten Briefe von Großmutter Madeleine. Madeleine hatte ihren Mann und die Tochter Hél?ne – Mathildes Mutter – verlassen. Warum? Darüber spricht niemand. Die Briefe zeigen: Sie hatte versucht, Kontakt aufzunehmen. Doch weder Hél?ne noch später Mathilde bekamen die Briefe je zu Gesicht. Nun hat Mathilde sie gefunden und weiß, dass sie bislang belogen wurde. Das kann sie nicht auf sich sitzen lassen, deshalb holt sie Paul mitten in der Nacht aus dem Altersheim ab, um mit ihm gemeinsam nach Großmutter Madeleine zu suchen. Paul muss sich – seiner Enkelin und seiner Tochter zu Liebe – mit einer schmerzhaften Erinnerung auseinandersetzen, während Mathilde die Frage keine Ruhe lässt, welchen Grund es gab, all die Jahre zu lügen. Hél?ne, zunächst von Mathilde außen vor gelassen, fährt dem ungleichen Paar bald nach. Der Stein, den Mathilde ins Rollen brachte, verändert die ganze Familie.

„Hals der Giraffe“ ist ein ruhig fließender, wohltuend unspektakulärer und sehr warmherziger Familienfilm. Die Geschichte von Lebenslügen und Verdrängung ist mit der dem französischen Kino eigenen Leichtigkeit erzählt. Den Rhythmus bestimmen die Hauptfiguren und die Kamera wirkt, als habe sie die Personen die Richtung bestimmen lassen. Louisa Pili stand für die Rolle der Mathilde das erste Mal vor einer Kamera und spielt das neugierige, hartnäckige und sture Mädchen einfach wunderbar. Auch Sandrine Bonnaire als Mutter Hél?ne und Claude Rich als Großvater Paul sind brilliant. Das Zusammenspiel von Schauspielern, Dramaturgie, Musik und Atmosphäre folgt den Gefühlen der Figuren von der schlechten Laune zu Beginn des Films bis zur Rückkehr von Aufrichtigkeit und Wärme in die familiären Beziehungen.

DVD-Bildformat: 1:1,85
Ton: HiFi Stereo, Dolby Digital 2.0
Sprachen: Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch

Rotraut Greune