Der Glanz der Unsichtbaren

Film: Der Glanz der Unsichtbaren
Länge:
98 Minuten (Blu-ray: 102 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 6 Jahren
Regie:
Louis-Julien Petit
Darsteller:
Audrey Lamy (Audrey, Sozialarbeiterin), Corinne Masiero (Manu, Leiterin l‘Envol), Noémie Lvovsky (Hélène, Mitarbeiterin), Déborah Lukumuena (Angélique, Mitarbeiterin), Marie-Christine Orry (Catherine Paraire), Sarah Suco (Julie) u. a.
Genre:
Drama , Komödie , Literaturverfilmung
Land:
Frankreich , 2018

In Frankreich war „Der Glanz der Unsichtbaren“ ein Publikumsrenner. Mit einem anspruchsvollen Sozialdrama hätte das vielleicht nicht so gut funktioniert und Regisseur Louis-Julien Petit wollte auch vermeiden, das ihm als Vorlage dienende Sachbuch „Sur la route des invisibles“ (wörtlich: auf der Straße der Unsichtbaren) von Claire Lajeunie lediglich neu zu bebildern. Daher wählte er für seinen Film nach dem Vorbild britischer Sozialkomödien die Form einer Komödie als „Schutzschild“, um das Publikum für wohnungslose Frauen und ihre Schicksale zu interessieren.

Die Geschichte spielt irgendwo in Nordfrankreich, dort wo die Arbeitslosigkeit besonders hoch und bezahlbarer Wohnraum unerschwinglich ist: Im l‘Envol, einem Tageszentrum für wohnungslose Frauen jeglichen Alters, geben die Sozialarbeiterinnen ihr Bestes, um den Frauen zu helfen, ihnen Arbeit und eine eigene Wohnung zu verschaffen. Dieses Vorhaben gestaltet sich allerdings mehr als schwierig. Und schlimmer noch: Da die Erfolge auf sich warten lassen, will die Stadtverwaltung das Zentrum schließen. Die desolate Situation der betroffenen Frauen spitzt sich zu, als die Polizei ein illegales Zeltcamp in der Stadt auflöst. In einem Akt zivilen Ungehorsams beschließen Audrey und ihre Chefin Manu eigenmächtig, das Tageszentrum heimlich in eine feste Unterkunft umzufunktionieren und das Vertrauen der Frauen in ihre eigenen Fähigkeiten mit gezielten Fortbildungsmaßnahmen, Kursen und Gesprächskontakten systematisch zu fördern. Nur drei Monate bleiben ihnen, um allen zu beweisen, dass es prinzipiell auch anders gehen kann.

Auch wenn das Problem wohnungsloser Frauen in Frankreich wesentlich größer ist, sind auf der Straße lebende Menschen und diejenigen, die sich um sie kümmern, in Deutschland gleichermaßen unsichtbar. Sie werden von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Der Film schaut also genau dorthin, wo auch in unserer Gesellschaft kaum einer so recht hinschauen will. Neben professionellen Schauspielerinnen in den Hauptrollen wirken zahlreiche Laiendarstellerinnen im Film mit, die Wohnungslosigkeit aus eigener Erfahrung kennen. Sie gaben sich Alias-Namen von berühmten weiblichen Persönlichkeiten wie Lady Li, Brigitte Macron, Selma Hayek oder Edith Piaf, was allein schon zur unterhaltsamen Auflockerung der tragikomischen Situationen beiträgt. Das Cinemascope-Breitwandformat bringt diese Frauen zudem in vielen Großaufnahmen zur Geltung, wobei die Umgebung immer mit zu sehen ist und auf gesellschaftliche Zusammenhänge verweist. Ein modernes Märchen, das Unsichtbares zum Glänzen bringt und Perspektiven für alternative Lösungsansätze eröffnet.

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Französisch

Untertitel: Deutsch

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (9. Woche 2020).