Der erste Tag im Winter (OmU)

Teenager Valerio lebt mit seiner Mutter und der kleinen Schwester in einer dörflichen Gegend Italiens. Er ist Einzelgänger, der in der Schule wie beim Schwimmtraining keinen Anschluss findet und Hänseleien einstecken muss. Heimlich beobachtet er seine Mannschaftskameraden beim Duschen und entdeckt dabei, dass der Beste der Gruppe, Daniele, offensichtlich eine erotische Beziehung zu seinem besten Freund Matteo hat. Nun kann Valerio den Spieß umdrehen und Dani und Matteo unter Druck setzen.

Die Schwimmhalle scheint ein guter Ort für Filme zu sein, in denen Heranwachsende die Faszination fürs eigene Geschlecht entdecken. Ähnlich wie in dem französischen Film "Water Lilies" ist bei "Der erste Tag im Winter" das Schwimmtraining wesentlicher Bestandteil im Alltag der Jugendlichen. In einprägsamen, zugleich aber auch sehr ruhigen und nüchternen Bildern porträtiert der Film den jungen Valerio, der unter seiner Einsamkeit leidet und die Gelegenheit nutzt, einmal der Stärkere zu sein. Vieles wird nur angedeutet, z.B. die Ahnung, dass Valerio selbst womöglich homosexuelle Neigungen hat. So gibt der Film viel Anregung zum Nachdenken: über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens, das Leben in einer Familie, in der der Vater fehlt, das Machoverhalten männlicher Jugendliche und die Angst davor, Schwäche zuzugeben.

Kirsten Loose