Der die Tollkirsche ausgräbt

Im Jahr 1918 herrschen strenge Regeln, in den Familien gibt es eine klare Machtverteilung. So kann auch Cecilie den Hochzeitsplänen, die ihre ehemals wohlhabenden Eltern für sie haben, kaum etwas entgegen setzen. Als sie zufällig im Garten des Hauses einen in Stoffbahnen eingewickelten Menschen findet, gerät das Familienleben außer Kontrolle. Jener junge Mann trägt sonderliche, in die Haut geritzte Symbole auf dem Oberarm und eine strubbelige Frisur. Und auch abgesehen von seinem Aussehen sprengt er alles Bekannte, denn er bewegt sich nicht so ungelenk wie Cecilie und die anderen Menschen des Jahres 1918 – und er spricht, wo doch alle anderen wie in einem Stummfilm agieren. Ist er Franzose? Spion? Oder gar der neue Kaiser? Mit einem Liebestrunk will Cecilie um die Gunst des Neulings werben.

Das Bild knistert und bis auf den Surroundton erinnert alles an einen authentischen Stummfilm aus der Frühzeit des Kinos. Wäre da nicht der Punk, der so gar nicht ins Bild passt und sich auch mit seinen Bewegungen nicht an die filmischen Regeln jener Zeit hält. Wie ein Wesen aus einer fremden Welt sehen ihn die Menschen des Jahres 1918, die weder mit seiner seltsamen Art der Kommunikation – er spricht, statt sich über Texttafeln mitzuteilen – noch mit seinem ungewöhnlichen Verhalten etwas anfangen können. Franka Potente zollt in ihrem Regiedebüt dem Kino der Stummfilmzeit Tribut und verknüpft dies mit einer Zeitreisegeschichte, in der Weltbilder verschiedener Generationen auf ungewohnte Art aufeinander prallen. Die selbstverliebte Machart jedoch drängt sich dabei so stark in den Vordergrund, dass die irrwitzige Konfrontation zwischen Tradition und Moderne dahinter verblasst.

DVD-Bildformat: 1:1,33; 4:3
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras: Audiokommentar, Bildergalerie, Making of, Trailer

Stefan Stiletto