Der Boxer von Auschwitz

Victor „Young“ Perez, dessen Lebensgeschichte dieser Film erzählt, wurde 1911 in einem jüdischen Viertel von Tunis geboren. Mit 14 Jahren beginnt er gemeinsam mit seinem älteren Bruder Benjamin sein Boxtraining. Léon Bellières ermöglicht es ihm, dieses Training in Paris fortzusetzen. Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten. Victor wird 1931 und 1932 Weltmeister im Fliegengewicht und auch die französisch-italienische Schauspielerin Mireille Balin beginnt sich für ihn zu interessieren. Doch die Liebe und der Erfolg sind nicht von Dauer. Im September 1943 wird der jüdische Sportler von den Nazis verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Seine sportlichen Fähigkeiten werden dort von der Kommandantur benutzt, um zur Unterhaltung der Wachmannschaften und Demütigung der Inhaftierten Boxwettkämpfe gegen übermächtige Gegner zu bestreiten.

Das Schicksal von Victor Younki, der sich später Victor „Young“ Perez nannte, liest sich zunächst wie eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Nach seinem Weltmeistertitel wurde er in Paris und in Tunesien begeistert gefeiert. Als er dann 1938 zu einem Boxkampf nach Deutschland reiste, am Tag der Reichsprogromnacht, bekam er zum ersten Mal den Hass vieler Deutscher auf alles Jüdische hautnah zu spüren. Nach der Besetzung von Paris durch die Wehrmacht wurde er denunziert und nach Auschwitz deportiert, wo er einige Monate vor Kriegsende auf einem Todesmarsch bei Gleiwitz erschossen wurde. Victor war nicht der einzige Boxer, der in den Konzentrationslagern zur Belustigung der Wachmannschaften um sein Leben boxen musste. Auch der Grieche Salamo Arouch und der Pole Hertzko Haft erlitten ähnliche Schicksale. Der Film, der mit Victors Gefangenschaft beginnt und endet und sein Leben in einer langen Rückblende erzählt, erinnert an diesen Sportler und an die vermutlich wenig bekannte Tatsache von Boxkämpfen in den Lagern. Um die Unmenschlichkeit der Wachmannschaften zu unterstreichen, die mit den Boxkämpfen auch die NS-Rassenideologie unter Beweis stellen wollten und ausgemergelte jüdische Boxer gegen durchtrainierte und wohlgenährte nichtjüdische Boxer antreten ließen, greift der Film in dramaturgischer Überhöhung in Umkehrung der Beweisführung zu altbekannten Klischeefiguren aus dem Horrorkabinett der NS-Barbarei. Das ist gut nachvollziehbar, führt aber zusammen mit anderen nicht durchgezeichneten Figuren dazu, dass der Film in keiner Weise aus anderen bereits bekannten Holocaust-Dramen heraussticht und kaum bleibende Eindrücke hinterlässt.

Blu-ray-Bildformat:1:2,35/1080p
Ton:dts HD 5.1
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1/Französisch dts HD 5.1
Untertitel: Englisch/Französisch

Holger Twele