Der böse Onkel

Film: Der böse Onkel
Länge:
98 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Urs Odermatt, nach seinem gleichnamigen Theaterstück
Darsteller:
Jörg-Heinrich Benthien, Miriam Japp, Paula Schramm, Julia Heydkamp, Verena Berger u. a.
Genre:
Drama , Literaturverfilmung
Land:
Schweiz, Deutschland, 2011

Trix Brunner ist vor einigen Jahren zusammen mit ihrer noch minderjährigen Tochter Saskia von der Großstadt in ein Dorf gezogen, um ihrem Kind ein unbeschwertes und gesundes Heranwachsen auf dem Land zu ermöglichen. Ganz heimisch geworden sind die beiden dort allerdings nicht. Dennoch fällt die Mutter aus allen Wolken, als Saskia erzählt, sie sei von ihrem Sportlehrer Armin sexuell belästigt worden und das sei beileibe kein Einzelfall in der Klasse. Armin ist im Dorf hoch angesehen, zumal er vor vielen Jahren Landesmeister im Turmspringen war. Daher stellt sich das ganze Dorf hinter Armin, grenzt Mutter und Tochter systematisch aus der Gemeinschaft aus und ist voll davon überzeugt, dass an den Anschuldigungen gegen Armin nichts dran sein kann.


Urs Odermatt hat mit diesem formal bestechenden Film sein eigenes Theaterstück verfilmt und weder Mühe noch Aufwand gescheut, um zu beweisen, dass er auch mit den visuellen Mitteln des Films virtuos und innovativ umgehen kann. Allein die Drehzeit nahm 50 Tage in Anspruch, das Budget des extrem unterfinanzierten Films war auf gut vier Millionen Franken veranschlagt. Seiner Ansicht nach ist es eine Uraufgabe der Kunst, für den Inhalt eine geeignete Form zu finden. Das geschah in diesem Fall, indem er typische Elemente des Theaters aufgriff und mit filmsprachlichen Mitteln noch weiter verfremdete. In extrem schneller Schnittfolge bombardiert der Film das Publikum mit einer Mischung aus körpersprachlich pointierter Theaterinszenierung, choreografierten Bildtableaus nackter Frauenkörper, mehrfach eingeschnittenen Making of-Szenen des Films und der eigentlichen Handlung, die jedoch wie ein überdimensionierter Filmtrailer vorüberrauscht. Es bleibt da kaum noch Zeit zum Atemholen oder gar zum Reflektieren, so sehr überlagert die unbestritten außergewöhnliche Form den Inhalt des Films. Zur Erinnerung, es geht auch um Ausgrenzung und den sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen, der am Ende selbst noch einmal relativiert wird. Subversiv ist das alles nicht, allenfalls ein vergleichsweise seltener Fall, in dem die Form so überragend ist, dass der Inhalt komplett auf der Strecke bleibt.


DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Sprache: Deutsch
Untertitel: Deutsch

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Anbieter

Kauf-DVDLighthouse Home Entertainment

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (30. Woche 2014).