Der blinde Fleck - Täter. Attentäter. Einzeltäter?
Hans Langemann, der Leiter des bayrischen Verfassungsschutzes weiß, wovon er redet. An einer Polizeischule hält er eine Vorlesung über Attentäter und weist die angehenden Kriminalbeamten darauf hin, wie wichtig eine schnelle und sorgfältige Recherche sei, denn die eigentlichen Drahtzieher würden die Fäden zum Täter unmittelbar nach der Tat zerschneiden. Als am 26. September 1980 ein Anschlag auf das Münchener Oktoberfest verübt wird, gibt es 13 Tote und über 200 Verletzte. Auf Anordnung des bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß soll Langemann die Ermittlungen jedoch so beeinflussen, dass der Verdächtige Gundolf Köhler als alleiniger Täter dargestellt und der offenbar rechtsextreme Hintergrund verschleiert wird. Der Journalist Ulrich Chaussy, der beim Bayerischen Rundfunk arbeitet, glaubt nicht an die Einzeltäterversion. Zusammen mit einem Rechtsanwalt beginnt er auf eigene Faust zu recherchieren und entdeckt Ungereimtheiten bei den polizeilichen Ermittlungen, nicht zuletzt dank einer Kiste voller Akten, die ihm ein inkognito bleibender Mann zur Verfügung stellt. Als Chaussy und seine Familie jedoch anonym bedroht werden, stellt er die Ermittlungen ein. 20 Jahre später ergeben sich neue Ermittlungsansätze mittels DNA-Analyse, doch alle Asservate wurden bereits 1997 vernichtet.
Regisseur Daniel Harrich schrieb das Drehbuch zu diesem auf wahren Ereignissen beruhenden Politthriller zusammen mit Ulrich Chaussy, dem Protagonisten des Films und dessen Buch „Oktoberfest – Das Attentat: Wie die Verdrängung des Rechtsterrors begann“. Im Film ist auch dokumentarisches Fernsehmaterial aus der damaligen Berichterstattung zu sehen. Insgesamt hält sich der sauber und spannend inszenierte Film, der allerdings zu sehr auf das Fernsehformat abhebt, exakt an die gesicherte Beweislage. So verliert er sich auch nicht in neuere im Internet leicht nachlesbare Spekulationen oder kolportierte Zeugenaussagen zu den weit ins rechtsextreme Lager reichenden Hintermännern und Motiven, die kein gutes Licht auf den Verfassungsschutz und den BND werfen. Gerade indem er der kühlen Sachlichkeit verpflichtet bleibt, verschenkt der Film etwas an emotionaler Breite und lässt der nur ohnmächtigen Wut zu viel Raum. Er gewinnt anderseits an Tiefe in der titelgebenden Aussage, dass der blinde Fleck (gegenüber rechtsextremen Aktivitäten) in Deutschland eine lange Tradition hat. Die zahlreichen Ermittlungspannen bei der Aufklärung der späteren NSU-Morde können daher kein dummer Zufall sein – und der investigative Journalismus ist auch heute unverzichtbar für eine funktionierende Demokratie.
DVD-Bildformat:1:2,35; 16:9
Ton:Dolby Digital 2.0
Sprachen: Deutsch, Deutsch für Sehgeschädigte
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
DVD-Extras:Making of, Interviews, Trailer
Holger Twele
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Anbieter
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