Deadpool

Es ist so weit: Der absolute Badass unter den Superhelden hat nun endlich seinen eigenen Blockbuster. Aber das hat sich Deadpool ja auch verdient, wie er selbst durchscheinen lässt – mit sexuellen Gefälligkeiten bei den richtigen Leuten. Im Film geht es dann auch gleich ordentlich ab mit wüsten Kämpfen und jeder Menge flotten Sprüchen, die klarmachen, dass sich hier niemand so wirklich ernst nimmt. Die Bandbreite reicht dabei von stumpfen Pubertätswitzen über zum Teil sehr geniale Seitenhiebe (Drei Filme, in denen Liam Neesons Tochter entführt wurde – irgendwann fragt man sich, ob er einfach ein beschissener Vater ist …) bis hin zur geschickten Umtänzelung politischer Korrektheit: Ist es jetzt sexistisch, dich zu schlagen, weil du eine Frau bist, oder sexistisch, es nicht zu tun? Je nach eigenem Humor kann man da noch so oft mit dem Kopf schütteln – irgendwann fängt man ja doch an zu lachen.

Deadpool nimmt eine Art Eigenbrötler-Rolle im Superheldenuniversum ein, denn er sieht sich eigentlich gar nicht als Helden und ist genervt davon, dass die X-Men ihn ständig mit diesem Gequatsche nerven. Im Grunde ist er „nur ein Arschloch, das noch größere Arschlöcher fertig macht“. Das war er früher schon, noch vor seiner Unsterblichkeit:

Als ehemaliger Söldner übernimmt Wade Wilson, wie Deadpool mit bürgerlichem Namen heißt, Aufträge für Klienten, die sich allein nicht gegen ihre Widersacher wehren können. Auf diese Weise macht er gutes Geld und kann seinem ausgeprägten Zynismus ungehemmt freien Lauf lassen. Doch unter der Maske der Unausstehlichkeit steckt eigentlich ein recht charmanter Typ, der im Sturm das Herz der schönen Vanessa erobert. Es beginnt eine romantisch wilde Zeit für die beiden, aber kurz vor dem kitschigen Höhepunkt dann der große Schlag: Wilson hat Krebs. Von einer Chemo hält er nichts, so sehr ihn Vanessa auch zu überreden versucht. Dann taucht ein gruseliger Mann im Anzug auf und präsentiert ihm die große Lösung: Eine geheime Organisation kann Wilson zum Superhelden machen und damit auch von der Krankheit befreien. Dafür muss er später Aufträge für sie übernehmen.

Was sich beim ersten Hören schon wahnwitzig anhört, ist es dann tatsächlich auch. In einem wenig vertrauenswürdigen Labor wird Wilson ein Serum verabreicht und in den folgenden Wochen muss er grausame Qualen erleiden, damit durch den Adrenalinausstoß die Mutation freigesetzt wird. Seine Folterknechte – besonders der Kopf hinter allem, Francis alias „Ajax“ (Ist das nicht ein Waschmittel?) – haben sichtbar Spaß daran. Schnell wird deutlich, dass es hier keineswegs darum geht, Menschen zu helfen …

Deadpool hat also allen Grund, angepisst zu sein. Und so setzt er alle Hebel in Bewegung, um sich Ajax zu schnappen. Denn bevor er aus dem Labor entkommen konnte, hat der ihn mit seinen Experimenten zwar unsterblich gemacht, aber gleichzeitig auch am ganzen Körper entstellt. Das muss er rückgängig machen – denn wie soll Wilson sonst bitte seiner Vanessa unter die Augen treten?

Auf seinem Pfad der Rache muss der Zuschauer so einiges durchleben. Trotz seines offenkundigen Humors ist der Film recht gnadenlos und stellenweise sogar richtig düster. Das macht ihn zu einem reizvollen Genre-Mix, der durchaus überraschen kann. Und auch wenn das Budget ganz offenbar nicht für die „richtigen“ Superhelden gereicht hat, so sind doch mit Ryan Reynolds („The Voices“, „Green Lantern“), Morena Baccarin („Homeland“, „Gotham“), T. J. Miller („Silicon Valley“) und andere immerhin ein paar ganz passable Schauspieler dabei (Ironie Ende). Nach dem Abspann ist da jedenfalls schon die unbezähmbare Lust auf den zweiten Teil.

Blu-ray-Bildformat:1:2,40/1080p
Ton:dts
Sprachen: Deutsch dts 5.1/Englisch dts HD 7.1 MA/Französisch dts 5.1
Untertitel: Deutsch/Englisch/Französisch

DVD Extras: Outtakes

Blu-ray Extras: Outtakes, Entfallene und erweiterte Szenen, Audiokommentar, Featurettes, Bildergalerien

Marius Hanke