Das Orchester
Laerte ist ein ziemlich guter Violonist. Dennoch ist es schwer für ihn beruflich Fuß zu fassen. Ein festes Engagement im renommierten Symphonieorchester der Metropole São Paulo würde seinen Durchbruch bedeuten. Doch Laerte kann die Aufnahmejury mit seinem Vorspiel nicht überzeugen. Da bringt es nichts, sich weiter Illusionen zu machen: Die Konkurrenz ist groß und seine Lebenslage wird immer prekärer. Laerte braucht kurzfristig einen Plan-B und nimmt deshalb eine Stelle als Musikpädagoge an. In einer öffentlichen Schule in der Favela Heliópolis soll er Teenagern Musikunterricht geben. Nicht gerade ein Traumjob, denn welcher Schüler interessiert sich schon für klassische Musik. Im Getto-Milieu gibt es außerdem wahrlich größere Probleme als keine Noten lesen zu können. Zwei völlig fremde Welten prallen aufeinander.
Die Geschichte ist von wahren Begebenheiten inspiriert, denn tatsächlich gibt es im Armenviertel Heliópolis seit Ende der 1990er eine Musikschule, an der Kinder an klassischen Instrumenten und im Chor ausgebildet werden. Sie alle hoffen, durch diese Ausbildung einen besseren Start ins Leben zu bekommen und mit dem Abschlussdiplom ein Ticket raus aus der Favela in der Hand zu halten. Doch für das Orchester in diesem Film geht es zunächst einmal nicht um solche Perspektiven sondern vielmehr um die ganz elementaren Dinge, wie Anwesenheit, Aufmerksamkeit, Konzentration und Respekt. Laerte muss bei seinen Schülern komplett bei Null anfangen. Als Lehrer eines Haufens chaotischer und aggressiver Teenager wirkt der stille und kultivierte Musiker eher deplatziert. Doch er findet langsam und beharrlich einen Zugang zu seinen Schülern. Dabei entdeckt er echte Talente. Es braucht in dem Film seine Zeit bis dieser Prozess in Gang kommt. Der wegen seiner brüchigen Musikkarriere selber sehr frustrierte Laerte ist anfangs nicht gerade ein zur Identifikation einladender Protagonist. Wie sich Lehrer und Schüler mit ihren Problemen an einander abarbeiten, das wird dadurch um so glaubwürdiger erzählt. Je länger die Geschichte läuft, desto fesselnder wird sie. Eine Erzählung auf die man sich einfach einlassen muss. Es lohnt sich, denn am Ende überzeugt sie sehr. „Das Orchester"“ ist halt keiner dieser Filme wie „Dangerous Minds“ oder „Freedom Writers“ wo eine pädagogische Charismatikerin die Kids aus dem Getto auf wundersame Weise wachrüttelt und auf den rechten Weg bringt. Aber genau in dem unspektakulären Duktus liegt die Kraft, die diese authentische und wenig überhöhte Geschichte entfaltet. - Und Kraft hat sie! Dramatik auch. Sie erspart dem Zuschauer aber aufgebauschte Emotionen. Das tut auch mal gut. Bei fünf internationalen Festivals wurde der Film für eine Auszeichnung nominiert; in Sao Paolo gewann er den Publikumspreis.
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch / Portugiesisch
Untertitel: Dt. f. Hörg.
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