Das Haus

Was in dem Film „Das Haus“ passiert:
2029 zieht sich der Journalist Johann mit seiner Frau Lucia, einer Anwältin, in ihr hochtechnisiertes Ferienhaus auf einer einsamen Insel zurück. Johann ist wegen eines Enthüllungsartikels bei der rechtsextremen Regierung in Deutschland in Ungnade gefallen und darf nicht mehr veröffentlichen. Nach einem Terroranschlag mit 23 Todesopfern spitzt sich die politische Lage nochmals zu. Währenddessen bemerkt das nervöse Paar allmählich, dass ihr luxuriöses Smart Home ein Eigenleben zu führen beginnt. Es spielt die beiden gegeneinander aus, indem es ein intimes Geheimnis preisgibt oder online viel zu viele Lebensmittel bestellt. Als zwei Regierungsgegner Schutz bei Lucia suchen, wird Johann klar, dass seine Frau sich einer Widerstandsgruppe angeschlossen hat. Und sie will ihn überreden, mit ihr nach England zu fliehen.
Warum „Das Haus“ sich für Thriller-Fans lohnt:
Der spannende Near-Future-Thriller von Regisseur Rick Ostermann, der 2013 mit dem Nachkriegsdrama "Wolfskinder" seinen viel gelobten Kinoeinstand gegeben hat, besticht zunächst mit betörenden Landschaftsaufnahmen, edlem Design und einer beunruhigenden Atmosphäre, die sich ins Verstörende steigert. „Das Haus“ beruht auf einer Kurzgeschichte des Spiegel-Journalisten Dirk Kurbjuweit und verknüpft geschickt zwei Erzählstränge. Da ist einmal die Fantasy-Story über ein High-Tech-Haus, das sich dank Künstlicher Intelligenz Schritt für Schritt der menschlichen Kontrolle entzieht. Und da ist eine dystopische Parabel über Menschen, die sich auf unterschiedliche Weise einer Regierung widersetzen, die allmählich die Demokratie untergräbt.
Während der Polit-Krimi wegen einiger logischer Schwächen und wenig glaubwürdiger Wendungen nicht so recht zünden will, entwickelt der atmosphärisch dichte Fantasy-Strang mit Anleihen beim Haunted-House-Genre einen starken erzählerischen Sog, der mit fein abgestuften Spannungsmomenten punktet. Dazu kommen Elemente eines raffinierten psychologischen Kammerspiels, wenn das nach außen abgeschirmte Computersystem „Peace of Mind“ des Hauses das Ehepaar auf eine harte Belastungsprobe stellt. Die rot pulsierende Leuchte des Rechners erinnert unübersehbar an das Kameraauge von HAL 9000, dem Computer des Raumschiffs in Stanley Kubricks Science-Fiction-Klassiker „2001 – Odyssee im Weltraum“ (1968). Tobias Moretti und Valery Tscheplanowa stellen eindrucksvoll dar, wie die Intrigen der Villa bei ihnen ein gegenseitiges Misstrauen erzeugen, das die ohnehin vorhandenen Risse in ihrer Beziehung verstärkt.
Reinhard Kleber
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