Das Floß!

Mumblecore-Komödien, also Filme, die mit geringen Budgets produziert wurden, sich durch improvisierte Dialoge, Auftritte von Laiendarstellern und einer „Do-it-yourself-Ästhetik“ auszeichnen, sind mittlerweile auch in Deutschland ein beliebtes Subgenre. Filmemacher versuchen hier, durch realitätsnahe Interaktionen zwischenmenschliche Probleme junger Leute darzustellen, und beziehen dabei die eigenen Erfahrungen und die ihrer Mitwirkenden ein. Nun nahm sich die 1983 in München geborene Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin Julia C. Kaiser die fragwürdigen Junggesell(innen)abschiede zum Thema und inszenierte mit „Das Floß!“ ihr Kino-Debüt ganz im „German Mumblecore“-Stil.

Jana und Katha, beide Mitte 30, sind seit sieben Jahren zusammen und wollen in ein paar Tagen heiraten. Alles scheint perfekt, sogar einen zukünftigen Samenspender für das gemeinsame Kind gibt es schon. Nun muss nur noch der Junggesellinnenabschied absolviert werden. Der aber hat es in sich, denn Katha wird von ihrem Sandkastenfreund Charly „gekidnappt“ und soll mit ihm und drei anderen Männern das Wochenende auf einem Floß verbringen. Dabei ist allerdings auch der zukünftige Samenspender Momo, den Katha eigentlich auf Abstand halten wollte. Jana dagegen feiert zu Hause in einer „Weiberrunde“. Ohne ihr Wissen wurde auch ihre Ex-Freundin Susan eingeladen, die die Trennung nicht verwunden hat und ihr immer noch nachstellt.

Gezeigt werden, mit der Handkamera gefilmt, zwei Saufgelage und zwei Versuche, kurz vor dem „Ernst des Lebens“ noch einmal fremdzugehen. Während Katha außerdem den Auftritt einer Stripperin über sich ergehen lassen muss, sich die Gespräche mit den Jungs hauptsächlich um peinliche Kindheitserinnerungen sowie um die Probleme einer Samenspende drehen und Katha zudem lange Zeit auf dem provisorischen Klo sitzend zu erleben ist, erfährt der Zuschauer von Janas Party hauptsächlich aus dem Telefonat, das sie – übrigens auch von der Toilette aus – im total betrunkenen Zustand mit Kathi führt. Dann sind all ihre Freundinnen weg, bis auf Susan, die den Rauschzustand von Jana auszunutzen versucht. Am nächsten Morgen ist dann das peinliche Erwachen zu sehen, das zu einer Aussprache und anschließenden Versöhnung führt.

Bemerkenswert authentisch und realistisch wird die Atmosphäre dieser beiden Festivitäten, die mit Lust und Spaß am Feiern so gar nichts zu tun haben, dargestellt. Dabei wird der Zuschauer in die Rolle des „Nichttrinkers“ versetzt, der mit klarem Verstand bis zum bitteren Ende einer Saufparty beiwohnen muss. Mehr aber erzählt dieser Film leider nicht, eine Schicht darunter, eine Innensicht der Protagonisten will oder kann Regisseurin Julia C. Kaiser nicht aufzeigen.

DVD Extras: Audiokommentar

Barbara Felsmann