Das finstere Tal

Atmosphärisch dichte Kreuzung aus Heimatfilm und Schneewestern um einen einsamen Reiter, der einen Fotografen mimt, sich aber als Rächer entpuppt. Berge, Winter, Schlamm. Ein Fremder namens "Greider" reitet in ein abgeschiedenes Alpendorf. Die Söhne des dort herrschenden „Brenner-Bauern“ reagieren misstrauisch, doch als der Unbekannte sich als Fotograf auf Motivsuche ausgibt und ein paar Goldstücke ausschüttet, lassen sie ihn gewähren und quartieren ihn bei der Witwe Gader und ihrer Tochter Luzi ein. Schon bald beginnt Greider mit der Arbeit an seinen Bildern, doch zeitgleich kommt es zu mysteriösen Todesfällen, die den gesamten Brenner-Clan dahinzuraffen drohen. Es stellt sich heraus, dass Greider Rache nehmen will für ein Verbrechen an seiner Familie, und so kommt es zum blutigen Showdown in den Wäldern.

Auch wenn Prochaskas Adaption des Thomas Willmann-Romans die Western-Thematik sehr plausibel in die europäische Gebirgslandschaft überträgt und ihr neue Facetten von Angst und Freiheit hinzufügt, bleibt es vordergründig eine Ode des Faustrechts mit allem, was dazu gehört – auch verschärften Shootouts. Die besten erzählerischen Momente des klassischen, ethisch unterfütterten Western kreuzt der Österreicher mit der verlangsamten und überdeutlichen Diktion des zynischen Italo-Western. So cool hat man das Land der Lederhosen (die hier übrigens keiner trägt) selten erlebt. Und so clever wurden die Fallstricke der Alpen-Folklore selten umgangen. Im Abspann dieses ebenso düsteren wie originellen Genre-Films ziehen „Greiders Fotografien“ schließlich in voller Pracht über die Leinwand und machen das cineastische Vergnügen perfekt.

Beim Deutschen Filmpreis 2014 war „Das finstere Tal“ der große Abräumer. Die dichte Atmosphäre und die detailversessene Ausstattung wurden mit Preisen für Maske, Kostüm, Musik- und Tongestaltung gewürdigt. Auch bei der Bildgestaltung und der besten Nebenrolle lag er vorne.

DVD Extras: Audiokommentar, Entfallene Szenen, Making of, Trailer

Christian Exner