Das brandneue Testament
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Wer bislang glaubte, die biblische Geschichte zu kennen, muss sich in Jaco Van Dormaels jüngster Regiearbeit auf einiges gefasst machen. Hier tritt Gott keineswegs wie ein gütiger Weltenlenker auf, sondern entpuppt sich als waschechter Tyrann im Morgenmantel, der mit seiner Familie in einem schäbigen Hochhaus in Brüssel wohnt und seine Liebsten ständig schikaniert. Zu allem Überfluss macht er sich auch noch einen Spaß daraus, den Menschen Unheil und Missgeschicke widerfahren zu lassen. Seine Tochter Ea hat irgendwann von den Launen des Schöpfers genug und beschließt kurzerhand, nach weiteren Aposteln Ausschau zu halten, um ein brandneues Testament zu schreiben. Bevor sie heimlich ausbüxt, erlaubt sich die kleine Rebellin allerdings noch einen besonders perfiden Streich. Auf dem Computer ihres Vaters knackt Ea den Ordner mit den Todesdaten und bringt die Informationen per Kurznachricht unter das Volk. Bestürzt muss der Allmächtige feststellen, dass mit einem Mal viele Erdenbewohner ihr Leben drastisch ändern, da sie die verbleibende Zeit sinnvoll nutzen wollen.
Gott als Pascha und Sadist, der mit großer Freude Katastrophenpläne ausheckt – schon die Grundidee des Films klingt reichlich abgedreht. Jaco Van Dormael (Mr. Nobody) und Drehbuchpartner Thomas Gunzig lassen keinen Stein auf dem anderen und entwerfen ein visuell verspieltes, nicht selten surreal anmutendes Szenario, das religiöse Zeichen und Erzählungen gewitzt persifliert. Beinahe im Minutentakt fördert „Das brandneue Testament“ amüsante Momente zu Tage. Vor allem dann, wenn der von Benoît Poelvoorde umwerfend garstig verkörperte Schöpfer bei der Suche nach seiner Tochter direkt auf die Menschen trifft, die er sonst nur von seinem miefigen Bürozimmer aus zur Weißglut treibt. Seine eigenen Gebote – etwa die Tatsache, dass man sich immer in die Schlange einreiht, die am langsamsten vorankommt – werden ihm plötzlich selbst zum Verhängnis. Und die Konfrontation mit den Normalsterblichen endet in mehreren Fällen äußerst schmerzhaft. Herzstück der Tragikomödie ist die zehnjährige Ea, die in Pili Groynes unbekümmerter Darstellung durchweg als charismatische Sympathieträgerin überzeugt. Ein aufgewecktes Mädchen, das sich entschieden gegen die patriarchale Herrschaft auflehnt und der Liebe wieder zu neuem Glanz verhelfen will. Dafür taucht sie, begleitet von einem Obdachlosen, der ihre Erfahrungen niederschreiben soll, in das Leben einiger unglücklicher Menschen ein, deren Schicksal trotz zahlreicher skurriler Begebenheiten ehrlich berührt.
Spätestens am Ende ist man erstaunt, dass Van Dormael ein wunderbarer Spagat gelingt. Einerseits kritisiert sein anarchisch-überbordender Film althergebrachte Muster – beispielsweise die Diskriminierung der Frau in der katholischen Kirche. Andererseits macht sich „Das brandneue Testament“ bei aller Überzeichnung aber auch für urchristliche Werte wie Mitmenschlichkeit und aufrichtiges Verständnis stark.
Blu-ray-Bildformat:1:2,40/1080p
Ton:dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 MA/Französisch dts HD 5.1 MA
Untertitel: Deutsch
DVD Extras: Making of, Featurette, Interview, Trailer
Blu-ray Extras: Making of, Featurette, Interview, Trailer
Christopher Diekhaus
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
DVD-Bildformat: 1:2,40/16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch DD 5.1/Französisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
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