Dark Touch

Irgendetwas stimmt nicht mit der elfjährigen Neve. Erst neulich stand sie mitten in der Nacht mit einer schweren Verletzung an der Zunge im Garten der Nachbarn ihrer Eltern, nachdem sie aus dem Fenster ihres Zimmers gesprungen war. Neve ist davon überzeugt, dass die Gegenstände sich dort wie von Geisterhand bewegt haben. Aber niemand schenkt ihr Glauben. Ihre Eltern gar behaupten den besorgten Nachbarn gegenüber, dass ihre Tochter nur emotional ein wenig stark beansprucht sei, seit die Familie wieder aufs Land gezogen ist und die Mutter zudem noch ein Baby bekommen hat. Dann geschieht eine Katastrophe. Eines nachts zerbersten die Scheiben in Neves Elternhaus, mit den Scherben und allerlei spitzen Gegenständen werden ihre Eltern regelrecht hingerichtet. Nur Neve entkommt dem grausamen Massaker ohne sichtbare Täter, ohne dabei jedoch ihren kleinen Bruder retten zu können. Im Haus der Nachbarn findet Neve schließlich Zuflucht. Doch das Mädchen verweigert strikt jegliche Nähe. Dass sie ihre Umwelt als stetige Bedrohung erlebt, bringt bald auch ihre neue Pflegefamilie in Gefahr.

Eine unheilvolle Stimmung prägt den Horrorfilm von Marina de Van von Beginn an. Dunkle Farben, viele Schatten und kaum ausgeleuchtete Räume bestimmen die wirkungsvoll cadrierten Bilder. Und es beginnt mit einer großen Unsicherheit und einem Geheimnis: Was ist nur der verstörten Protagonistin widerfahren? Daraus bezieht der Film seine Spannung, obwohl er auch Sympathie für das Mädchen weckt, das Opfer und Täter zugleich ist. Denn schnell stellt sich heraus, dass es Neve ist, die Dinge mit der Kraft ihrer Gedanken in Bewegung setzen kann. Und dass die Verletzungen, die sie in der Vergangenheit erfahren hat, eine große Wut in ihr geweckt haben. „Dark Touch“ tut gut daran, Details aus Neves Vorgeschichte auszusparen. In eher beiläufigen Szenen verweist er darauf, was man ihr angetan haben muss. So rückt allmählich das schwere Thema Kindesmissbrauch in den Mittelpunkt des Films. Marina de Van nutzt dies nicht voyeuristisch aus, gerade zum Ende hin ist ihr Film vielmehr ein Schlag in die Magengrube. Eine Lösung aber bietet er in keinster Weise an. Dafür ist „Dark Touch“ dann eben doch nur ein – wenngleich sehr stilsicherer – Horrorfilm.

Blu-ray-Bildformat:1:2,35/1080p
Ton:Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch DD 5.1/Deutsch DD 2.0/Englisch DD 5.1

Stefan Stiletto