Coldwater - Nur das Überleben zählt

Brad wird nachts aus dem Schlaf gerissen, Männer drücken ihn zu Boden und legen ihm Handschellen an. Ein „ich liebe dich“ seiner Mutter ist das letzte was er hört, bevor sich die Türen des Transporters schließen, der ihn in ein Bootcamp bringt. Brad, minderjährig, Drogendealer, aggressiv soll hier neu geformt werden. Anpassung durch Brechen der Persönlichhkeit ist das Programm. Es zählt nichts Anderes als Befehl und Gehorsam. Resozialisierung – offiziell durch harte Arbeit – erweist sich als Schikane, Gewalt und Folter. Zunächst auf einen baldigen Ausweg hoffend, ist Brad ein Jahr später angepasst; auf dem besten Weg vom Insassen zum Aufseher. Doch dann taucht ein alter Jugendfreund auf und droht nicht nur Brads Entlassung zu gefährden, sondern auch sein eigenes Leben.

Gradlinig und ohne Kompromisse inszeniert Regisseur Vincent Grashaw mit seinem ersten abendfüllenden Spielfilm einen bedrückenden Survivalthriller. Bilder von Freiheit werden den Bildern des gekidnappten Brad gegenübergestellt. Wenig subtil doch durchaus wirkungsvoll, wird es dem Zuschauer ermöglicht, Zugang zum Schicksal des noch unbekannten Protagonisten zu erhalten. Verschnaufpause gibt es keine: Impressionen der Schikane, des Ausgeliefertsein, der Hilflosigkeit werden lediglich durchbrochen von kurzen Rückblenden. Dann ein Schnitt und ein Jahr ist vergangen. Wieder ist Brad ein Fremder für den Zuschauer. Gebrochen von den sadistischen Aufsehern, der Weg dahin wird ausgespart. Brads Jugendfreund taucht auf und wieder schafft es die Story, mitreißend eingefangen in unspektakulären Bildern, den Zuschauer zu packen. Als die Gewalt überhandnimmt, die Situation eskaliert, das Finale überhastet dahergestolpert kommt, weiß man gar nicht mehr, wie aus dem realitätsnahen Drama ein Horrorthriller wurde. „Coldwater – Nur das Überleben zählt“ ist ein packendes Regiedebüt mit einem überzeugendem Hauptdarsteller und einem Drehbuch das einfach funktioniert.

DVD Extras: Trailer

Frederik Schwarzer