Cat Person
Was geht uns nicht alles durch den Kopf, wenn wir glauben, frisch verliebt zu sein! Findet die Person mich attraktiv? Passen wir zusammen? Wie verhalte ich mich beim ersten Date? Und was tun, wenn es plötzlich unangenehm wird? Eben diesen Fragen spürt Susanna Fogels satirische Thriller-Romanze „Cat Person“ nach, die auf Kristen Roupenians gleichnamiger Kurzgeschichte aus dem US-Magazin „The New Yorker“ basiert. Liebe in Zeiten von MeToo – eine durchaus spannende Angelegenheit!
Wovon „Cat Person“ handelt:
In ihrer Freizeit jobbt die 20-jährige Margot in einem kleinen Kino, in dem sie den deutlich älteren Robert kennenlernt. Nach dem Austausch ihrer Nummern steigen die beiden zunächst in einen regen Chatflirt ein. Irgendwann kommt es schließlich zu einer ersten richtigen Verabredung, bei der sich Margot jedoch über sein seltsam unbeholfenes Auftreten wundert. Ist Robert etwa ein Psychopath, der es auf sie abgesehen hat? Trotz Zweifeln trifft sie sich weiterhin mit ihm und ist jedes Mal ein bisschen irritiert. Dass es keine Zukunft für eine Beziehung gibt, wird ihr klar, als die beiden im Bett landen und sie dabei eine unbehagliche Erfahrung macht. Weil Margot nicht weiß, wie sie einen sauberen Schlussstrich ziehen soll, springt ihre Freundin Taylor ein und erteilt Robert per Kurznachricht eine Abfuhr.
Lohnt sich „Cat Person“ für dich?
Gewalt gegen Frauen, toxische Verhaltensweisen und Machtspiele – „Cat Person“ verhandelt ernste Themen, geht sie aber alles andere als nüchtern an. Susanna Fogel und Drehbuchautorin Michelle Ashford entscheiden sich für eine betont satirische Aufmachung, arbeiten mit Neonfarben, setzen auf poppige Musikstücke, die im Kontrast zu den Bildern stehen, und lassen uns immer wieder direkt in Margots Kopf eintauchen. In ihrer Fantasie geschehen nicht nur horrorfilmartig inszenierte Übergriffe. Dort versucht sie auch, sich Roberts merkwürdiges Benehmen zu erklären. Mehrfach denkt sie sich in eine Therapiesitzung hinein, in der er von seiner Unsicherheit berichtet. Höhepunkt dieser lebhaften Einbildungen ist die schräge, Margots Zerrissenheit deutlich betonende Sexsequenz. Während des Akts diskutiert sie nämlich mit einer mahnenden Version ihrer selbst, die darauf drängt, sofort aus der Situation zu fliehen.
„Cat Person“ hat Schwung, lässt keine Langeweile aufkommen. Manchmal wechselt die Stimmung allerdings zu abrupt. Was ebenfalls auffällt: Viele Nebenfiguren wirken wie Karikaturen, sind äußerst spitz gezeichnet. Überhaupt könnte der Film ein bisschen weniger dick auftragen, müsste nicht in fast jede Szene MeToo-Kommentare hineinpressen. Gleichzeitig gelingen Fogel und Ashford aber auch kluge Einsichten zum Verhältnis der Geschlechter. Wie unterschiedliche Erwartungen, falsche Interpretationen das Kennenlernen torpedieren und eine Eskalationsspirale begünstigen, arbeiten die Filmemacherinnen detailliert heraus. Während die Kurzgeschichte nach Margots Absage an Robert unvermittelt endet, kommt die Leinwandadaption mit einem neu hinzugefügten Schluss um die Ecke. Das Verhalten der Charaktere mag in Finale nicht immer nachvollziehbar sein. Überraschend sind die Entwicklungen jedoch allemal!
Christopher Diekhaus
Anbieter
FilmverleihStudioCanal Deutschland