Byzantium

Seit 200 Jahren geistern die attraktive Clara und ihre für immer 16-jährige Tochter Eleanor als Vampire durch die Welt. Während Clara nur im hier und heute leben will und damit beschäftigt ist, als Prostituierte den Unterhalt für sich und ihr Kind zu verdienen, will Eleanor sich mit ihrer Herkunft und der Vergangenheit auseinandersetzen. Denn irgendein Geheimnis scheint ihr beider Dasein zu belasten. Warum sonst sind sie immer auf der Flucht, warum sonst gibt Clara sie beide immer als Schwestern aus? Als die beiden wieder einmal überstürzt ihr Zuhause verlassen müssen, landen sie in einer trostlosen Kleinstadt an der Küste und finden Unterschlupf in dem heruntergekommenen Hotel „Byzantium“. Eleanor erinnert sich, dass sie vor ihrer Vampirwerdung in eben dieser Stadt in einem Waisenhaus aufgewachsen ist. Als sie sich dann noch in den leukämiekranken Mitschüler Frank verliebt, will sie ihre Vergangenheit aufarbeiten. In einem Schreibkurs bringt sie ihre Geschichte zu Papier und damit sich und Clara in große Gefahr. Denn nicht nur der Lehrer wird auf die beiden aufmerksam, sondern auch die mysteriöse Bruderschaft, die Clara und Eleanor seit 200 Jahren verfolgt.

1994 hat sich der preisgekrönte irische Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Schriftsteller Neil Jordan („Breakfast on Pluto“, „Ondine – Das Mädchen aus dem Meer“) schon einmal dem „Blutsauger-Thema“ zugewandt. In seinem erfolgreichen Film „Interview mit einem Vampir“ stellte er zwei männliche Vertreter dieser Spezies in den Mittelpunkt, nun – nach fast 20 Jahren – wendet er sich zwei untoten Heldinnen zu. Grundlage für seinen zweiten Vampirfilm bildet das Theaterstück „A Vampire Story“ von Moira Buffini, das – wie Jordan selbst sagt – viele Geschichten erzählt, mit denen er sich in seinen Filmen schon beschäftigt hat. Hier geht es um die Emanzipation der einstmals von Männern unterdrückten und erniedrigten Clara, toll gespielt von Gemma Arterton („Prinz of Persia: Der Sand der Zeit“, „James Bond 007 – Ein Quantum Trost“). Es geht aber auch um die Selbstfindung ihrer Tochter Eleanor, dargestellt von Saoirse Ronan („Abbitte“, „Wer ist Hanna“), und deren Kampf, sich von ihrer „Übermutter“ abgrenzen zu können. Auf diese sehr heutigen Gender-Fragen legt Jordan sein Hauptaugenmerk, die eigentliche Vampir-Geschichte scheint dafür nur der Rahmen zu sein. Wer also viel Action, blutrünstige und gruslige Szenen erwartet, die einem den kalten Schauer über den Rücken laufen lassen, wird etwas enttäuscht sein. Es gibt sie, aber mehr am Rande und nicht sehr effektvoll gestaltet. Wer aber Lust auf intensiv erzählte Frauengeschichten hat, der ist mit „Byzantium“ gut bedient.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
DVD-Extras: Interviews

Barbara Felsmann