Bruderschaft

Der 22-jährige Däne Lars wird unehrenhaft aus der Armee entlassen, weil er sich Soldaten sexuell genähert haben soll. Die Hilfe seiner einflussreichen, liberal denkenden Eltern lehnt er strikt ab, lässt sich aber von der Bruderschaft einer dänischen Neonazigruppe anwerben, die ihn wegen seiner Intelligenz und Eloquenz schnell in die Führungsebene heben möchte. Zuvor soll er mit dem Einzelgänger Jimmy das Landhaus des Anführers der Neonazi-Bruderschaft renovieren. Schon bald entdecken Lars und der sensible Jimmy mehr als Sympathie füreinander. Falls ihre Liebe entdeckt wird, müssen sie mit drakonischen Maßnahmen der Bruderschaft rechnen, die ihren Hass auf Schwule schon mehrfach unter Beweis gestellt hat.

Mit zweijähriger Verspätung kommt dieser Film im Original mit deutschen Untertiteln nun auch in Deutschland auf den DVD-Markt. Spärliche Lichtsetzung, Originalschauplätze mit wenigen Requisiten und eine permanent agierende Handkamera verweisen darauf, dass sich dieser Film teilweise der dänischen Dogma-Bewegung verpflichtet fühlt. In seinem konzentrierten Inszenierungsstil mit vielen Großaufnahmen der Gesichter, die dem na(r)zistischen Körperkult zuwiderlaufen, vermag der Film visuell voll zu überzeugen. Allerdings sind seine thematischen Stärken, die in der Herausarbeitung von zugleich homoerotischen und homophobischen Tendenzen in solchen Bruderschaften liegen, zugleich seine Schwächen. Denn angesichts der breit ausgeführten Liebe zwischen den Männern mit ihren ambivalenten Gefühlen zwischen Angst und Begierde gerät der blinde Hass auf alles, was fremd und bedrohlich auf diese Gruppe wirken könnte – also die gesellschaftspolitische Dimension samt den Übergriffen gegen Ausländer – mitunter etwas zu sehr ins Hintertreffen. Schließlich werden Neonazis nicht dadurch gesellschaftsfähig, dass sie Ökobier saufen wie Jimmy, harmonische Musik hören und Schwule unter ihresgleichen tolerieren.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Sprache: Dänisch
Untertitel: Deutsch

Holger Twele