Bottoms
Amerikanische Highschoolkomödien sind eine Klasse für sich – und bevölkert von beliebten Footballern, Cheerleaderinnen und meist männlichen Nerds. „Bottoms“ feiert dieses Genre und gibt ihm genüsslich seinen ganz eigenen Spin.
Worum es in „Bottoms“ geht:
PJ und Josie sind beste Freundinnen, und die unpopulärsten Schülerinnen ihrer Highschool – nicht weil sie lesbisch sind, sondern weil sie uncoole Lesben sind. Das hindert sie nicht daran, ihren heimlichen Crush auf die Cheerleaderinnen Brittany und Isabel zu pflegen. Als Josie versehentlich Jeff, Quarterback und Isabels Boyfriend, mit ihrem Auto „anstubst“, verselbständigt sich das Gerücht, dass Josie und PJ über den Sommer in einer Jugendstrafanstalt waren und Jeff verprügelt haben. Vor ihrem Schuldirektor redet sich Josie damit heraus, dass sie für einen „feministischen Selbstverteidigungsclub“ geübt hätten. PJ findet, sie sollten diesen Club Realität werden lassen. Unter dem Deckmantel weiblicher Selbstermächtigung scheint dies die perfekte Möglichkeit, Brittany und Isabel näherzukommen und endlich Sex zu haben! Tatsächlich findet der „Fight Club“ Zulauf, auch wenn PJ und Josie keinen Plan von dem haben, was sie da tun. Nur ihre ebenfalls unscheinbare, unbeholfene Freundin Hazel nimmt das Ganze ernst und öffnet den beiden die Augen, dass dieser Club für viele Schülerinnen eine echte Hilfe und ein Safe Space ist.
Als sich herausstellt, dass Jeff mit Hazels Mutter ein Verhältnis hat, ist seine Freundin Isabel wütend. Der Club beschließt, Jeff eine Lektion zu erteilen. Das bringt Josie nicht nur ihrem Schwarm Isabel näher. Es bringt auch die Footballkameraden von Jeff in Rage, die gegen den weiblichen Fight Club zurückschlagen. Zudem droht PJs und Josies Lüge über ihre angebliche Kriminalität aufzufliegen.
Lohnt sich „Bottoms“ für dich?
Nicht auf den Mund gefallene, unverdrossene Antiheldinnen sind das Ding von Regisseurin Emma Seligman. Nach ihrem Debütfilm „Shiva Baby“ wurde „Bottoms“ bei Veröffentlichung in den USA gefeiert. Kein Wunder. Dass eine Highschoolkomödie queere Protagonistinnen hat, ist Seltenheit. Dass deren Geschichte nicht als schmerzhafte Coming-out-Geschichte erzählt wird, absolut Grund für Jubel. PJ und Josie, die von Rachel Sennot (die auch Coautorin des Drehbuchs ist) und Ayo Edibiri genial verkörpert werden, sind so uncool wie smart. Dass sie lesbisch sind ist kein Ding, sondern einfach Fakt. Dass sie ganz unten in der Hackordnung ihrer Schule stehen, hat andere Gründe. Auch die weiteren Mitglieder des Fight Clubs sind nicht auf Stereotype reduziert. Besonders Spaß macht es, wenn die von Model Kaya Gerber verkörperte Tiffany anspricht, dass mehr in ihr steckt als eine hübsche Oberfläche, und sie ebenfalls messerscharfe Pointen von sich gibt.
„Bottoms“ steckt voller schräger Ideen und demonstriert, dass lauter, derber und cartoonartiger Humor kein „Jungsding“ ist. Man spürt förmlich den Spaß, den Emma Seligman daran hatte, mit ihrem Ensemble und Team, einfach zu machen, worauf sie Lust hat, und einen knalligen, kunterbunten Film mit unvergesslichen Figuren zu schaffen. Dabei ist der ernste Kern stets vorhanden, denn Erwartungen und Unsicherheiten haben die Mädchen und jungen Frauen, die sich im Fight Club begegnen, geprägt. Sie lassen sie jedoch nicht zweifeln, sondern ihre ganz eigene Art von Empowerment finden.
Kirsten Loose
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe