Böse Nacht Geschichten

Auf der Bildebene geschieht in der ersten Kompilation, den „Kurzen Storys für schlaflose Nächte“, nicht sonderlich viel. Schwarz gekleidet tragen dreizehn Schauspieler wie Veronica Ferres, Axel Milberg oder Sandra Speichert in spartanisch ausgeleuchteten Räumen Krimis deutscher Autoren vor. Die filmische Umsetzung der Geschichten leidet unter dem Missverständnis, die Kamera müsse sich ständig bewegen, um das Interesse an den Bildern nicht zu verlieren. Somit jedoch unterläuft sie die Stimmwirkung der jeweiligen Schauspieler und lenkt von der eigentlich erzählten Handlung ab. Das Medium Hörbuch, auf dem die Krimis auch erscheinen werden, ist wohl die konsequentere Umsetzung dieses Konzepts.

„Großstadtschocker“ lautet der Titel der zweiten Zusammenstellung. Als lockeres Bindeglied zwischen den dreizehn Krimigeschichten dient ein Taxifahrer, der seinen Kunden immer neue kuriose Kriminalfälle erzählt. Ob diese von der Verurteilung Unschuldiger handeln oder von Obsessionen, denen die Beteiligten zum Opfer fallen, jede Geschichte endet zynisch und verunsichert die Kunden des Fahrers.
Mit den versprochenen „urbanen Mythen“ haben die Episoden wenig zu tun. Vielmehr leben sie von ihrer makaberen Erzählhaltung, die die Protagonisten ihrem Schicksal ausliefert. Trotz der einfallslosen und überaus konventionellen Inszenierung sind manche der Kurzfilme unterhaltsam, langweilen jedoch aneinandergereiht aufgrund ihrer formelhaften, identischen Dramaturgie.

Stefan Stiletto