Blutsfreundschaft

Der 1949 in Wien geborene Peter Kern ist ein Allroundtalent und – wie er selbst sagt – ein „Filmverrückter“. Er ist Schauspieler, Drehbuchautor und Produzent, steht hinter der Kamera, zeichnet für Schnitt und Ton verantwortlich, übernimmt gern auch mal die Herstellungsleitung und führt natürlich Regie. Auch für seinen letzten Film, der in Österreich unter dem Titel „Initiation“ ins Kino gekommen ist, war er – neben der Regie – auch als Mitproduzent sowie als Associate Producer tätig und hat zusammen mit Frank Maria Reifenberg das Drehbuch geschrieben. Beide spannen hier einen weiten Bogen – vom Dritten Reich bis zu heutigen Neonazis und wenden sich dabei dem Thema Homosexualität zu.

Der 16-jährige homosexuelle Axel schließt sich einer Neonazi-Clique an und soll im Rahmen eines Initiationsrituals einen Menschen töten. Gemeinsam überfallen die Jugendlichen einen Sozialarbeiter in einer mobilen Essensausgabe. Alles geht ganz schnell und ist mehr ein Unfall als tatsächlich Absicht, jedenfalls ist der Mann am Ende tot. Axel findet Zuflucht bei einem 80-jährigen, ebenfalls homosexuellen Wäschereibesitzer namens Gustav. Gustav trägt eine ähnliche Geschichte wie Axel mit sich herum, die zurückreicht in die Zeit, als er Mitglied bei der Hitlerjugend war. Ein Erlebnis, das er bis heute nicht verkraftet hat. Beide kommen sich näher – und dann wird ihre Freundschaft von Axels Clique ins Visier genommen.

„Blutsfreundschaft“ mit Harry Lampl als Axel und der bisexuellen österreichischen Schauspielerikone Helmut Berger – leider nur noch selten im Kino zu sehen – als Gustav lief im Panorama-Programm der 60. Berlinale und ist nun in Deutschland als DVD-Premiere erschienen. Er wirkt sperrig, dieser Film, und hat einen Hang zum Theatralischen, zum unwirklich Zugespitzten, vor allem bei Gustavs Erinnerungen an die Nazizeit. Was aber die heutige Neonaziszene und deren Körperkult betrifft, da scheinen die Bilder sehr real und genau beobachtet. Regisseur Peter Kern fordert die Zuschauer, er will, dass sie sich auf seinen Film „einlassen“. Ist man dazu bereit, wirkt dieses diskussionswürdige Drama lange in einem nach.

DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: Dolby Digital 2.0
Sprache: Deutsch
Untertitel: Englisch
DVD-Extras: Interview, Bonusfilm

Barbara Felsmann