Blau ist eine warme Farbe
Die außergewöhnliche Liebesgeschichte umspannt fast 10 Jahre und beginnt, als Adèle 15 Jahre alt ist. Adèles Leben verläuft in normalen Bahnen: Schulabschluss, Freundinnen, erster Sex mit Klassenkamerad Thomas. Eine zufällige Begegnung wirkt wie ein Blitzeinschlag und wird zum Wendepunkt. Sie sieht auf der Straße eine junge Frau mit blauen Haaren lachend in der Umarmung mit einer anderen Frau. Als sie diese kurze Zeit später in einer Lesbenbar wiedertrifft, verliebt sie sich mit der ganzen Wucht und Entschlossenheit der ersten großen Liebe. Emma und Adèle werden ein Paar, aber zwei Welten treffen aufeinander. Denn Emma ist Kunststudentin und kommt aus einem großbürgerlichen liberalen Elternhaus, während Adèle keinerlei Ausbruchgedanken aus ihrer kleinbürgerlichen Herkunft hegt, sondern einen sicheren Job als Grundschullehrerin anstrebt. Adèle ist absolut fasziniert von Emma und verfällt ihr total, aber ihrem Umfeld, dem avantgardistischen Künstlermilieu, begegnet sie unsicher und misstrauisch. Emma wiederum macht Adèle zu ihrer Muse und dem Hauptmotiv ihrer expressiven Bilder. Auf erste Verliebtheit mit heftig ausgelebtem Sex folgt rauschhaftes Glück, später Missverständnisse, schließlich das Zerwürfnis, das in aller schmerzhaften Länge gezeigt wird.
Ein Film mit einer Laufzeit von fast drei Stunden über die Liebe zweier unterschiedlicher Frauen. Kaum vorstellbar, dass in dieser langen Spielzeit keine Langeweile aufkommt. Aber Kechiches (Couscous mit Fisch) kontrovers diskutierter, gefeierter und in Cannes ausgezeichneter Liebesfilm ist keine Minute langweilig. Der Regisseur beobachtet mit sozialer Genauigkeit und emotionaler Intensität seine beiden großartigen Darstellerinnen. Vor allem Newcomerin Adèle Exarchopoulos ist bemerkenswert. Durch zahlreiche Nahaufnahmen auf ihr Gesicht blickt die Kamera direkt in Adèles Seele. In dem stets suchenden Blick spiegeln sich das Gefühlschaos und ihre rastlose Sehnsucht. Bevor das ungewöhnliche Liebesdrama öffentlich aufgeführt wurde, gab es eine unschöne Auseinandersetzung des Regisseurs mit seinen Hauptdarstellerinnen, die über die harten Arbeitsbedingungen klagten. Gleichzeitig stürzte sich die skandalfreudige Presse auf die ausgespielten Sexszenen, von Pornografieverdacht bis mangelnde Authentizität lesbischer Liebe reichten die Vorwürfe. Doch diese Zuschreibungen sind hinfällig, denn tatsächlich gelingt dem Drama durch die explizite aber niemals voyeuristische Darstellung der Sexualität eine interessante Aussage. Denn die so heftig von Adèle eingeforderte Nähe stellt sich dadurch nicht ein. Dafür wird sie auf den eigenen Füßen landen. Nebenbei liefert der Film, der das Zeug zum Klassiker hat, eine interessante Studie der französischen Klassengesellschaft.
DVD-Bildformat:1:2,35; 16:9
Ton:Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras:Interviews, Trailer
Christiane Radeke
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Anbieter
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