Blancanieves - Ein Märchen von Schwarz und Weiß
Schneewittchen im Spanien der 1920er Jahre: Torero Antonio Villalta ist der größte Star der Stierkampfarena. Als er lebensgefährlich vom Stier verletzt wird, setzen bei seiner Frau frühzeitige Wehen ein, sie stirbt bei der Geburt von Tochter Carmen. Fortan sitzt der einstige Star im Rollstuhl, das Kind will er aus Gram nicht sehen. Carmen wächst bei der liebevollen Großmutter auf. Doch nach deren Tod muss sie ins Vaterhaus zurückkehren. Dort misshandelt die böse Stiefmutter Encarna das Mädchen und verbietet jeden Kontakt zum Vater. Doch die aufgeweckte Carmen baut heimlich eine Beziehung zu dem tieftraurigen Vater auf, der seine Tochter schließlich in die Kunst des Stierkampfes einweist. Nun trachtet Encarna nach dem Leben der weiblichen Konkurrentin. Carmen überlebt den Anschlag nur knapp. Sie erwacht ohne Gedächtnis im Wald und schließt sich einer Gruppe Vagabunden an. Die kleinwüchsige siebenköpfige Truppe verdient sich ihr Geld als Zwergen-Toreros. Carmen nennen sie liebevoll „Blancanieves“, Schneewittchen. Bald wird Carmen zum Star der kleinen Stiefkämpfer. Aber dann stirbt der Vater bei einem ominösen Unfall und Encarna taucht mit einem vergifteten Apfel in der Arena auf.
Als Fluch und Segen zugleich bezeichnet Regisseur und Drehbuchautor Pablo Berger den Vergleich mit „The Artist“. Acht Jahre lang musste er für die Finanzierung seines Liebhaberprojektes kämpfen, bis kurz vor Drehbeginn der französische Stummfilm seinen internationalen Siegeszug antrat. Realität und Magie, Komik und Tragik liegen in dieser sehr freien Adaption des Grimm’schen Märchens ganz nah beieinander. Der Film im Stil der großen Melodramen ist ein einziges Fest für die Augen, gleichzeitig verliert Pablo Berger nie die Stringenz seiner Parabel um Mut, Aufbegehren gegen das Schicksal und nicht zuletzt Widerstand gegen die Machismokultur des Stierkampfes und die Ausgrenzung von Außenseitern aus den Augen. Deswegen wirkt die märchenhafte Hommage an die Stummfilmära niemals verstaubt, sondern modern im allerbesten Sinne. In berauschend schönen Bildern, mit Flamencoeinlagen, überlebensgroßen Gefühlen, skurrilem Humor und einem bittersüßen Ende, das wider Erwarten in der Realität landet, wird das Märchen von Schneewittchen wieder einmal neu erzählt. In Spanien gab es dafür 10 Goyas. Der hinreißende Stummfilm hatte völlig unverdient nur einen kleinen Kinostart in Deutschland. Jetzt kann er auf DVD nachgeholt werden.
DVD-Bildformat:16:9; 1.77:1
Sprachen: Deutsch, Spanisch
Untertitel: Deutsch
Christiane Radeke
Weitere Angaben
Filmtyp: S/W
Anbieter
Kauf-DVDAV Visionen
Kauf-Blu-rayAV Visionen