Blame - Verbotenes Verlangen
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Nach einem längeren Psychiatrieaufenthalt kehrt die verschlossene Abigail in ihre Schule zurück und sieht sich umgehend mit bösen Anfeindungen konfrontiert. Besonders hart setzt ihr die rebellische Melissa zu, die keine Gelegenheit für einen abfälligen Spruch oder eine gehässige Geste auslässt. Eines Tages tritt der Vertretungslehrer Jeremy in das Leben der beiden Mädchen und heizt die angespannte Stimmung weiter an, als er verkündet, dass er das Theaterstück „Hexenjagd“ von Arthur Miller einstudieren wolle. Zu Melissas Verärgerung erhält Abigail die begehrte Hauptrolle und gewinnt recht schnell Jeremys Vertrauen. Als sich der Lehrer und die langsam aufblühende Außenseiterin näherkommen und dabei beobachtet werden, ist eine Eskalation unausweichlich.
Vor der Leistung der gerade einmal 23-jährigen Quinn Shephard muss man zweifellos den Hut ziehen. Immerhin übernahm die aus der Fernsehserie „Hostages“ bekannte Schauspielerin in ihrem Langfilmdebüt als Regisseurin nicht nur den Part der Abigail, sondern war daneben auch noch für Produktion, Drehbuch und Schnitt verantwortlich. „Blame – Verbotenes Verlangen“ – der deutsche Untertitel deutet fälschlicherweise in Richtung eines platten Erotikthrillers – entpuppt sich als erfrischend authentisch gespieltes Highschool-Drama, das die Themen „Mobbing“, „Identitätsfindung“ und „Sexuelles Erwachen“ umkreist. Trotz kleiner Überzeichnungen entwirft Shephard in der ersten Hälfte ein spannendes und lebhaftes Teenager-Milieu, das von Grabenkämpfen, heimlichen Sehnsüchten und Unsicherheiten geprägt ist. Ohne Hektik spitzt die Jungfilmerin ihre Geschichte zu und gewährt dem Zuschauer starke Einblicke in das turbulente Innenleben ihrer Protagonisten. Ab der Mitte wirken die Erzählung und das Verhalten der Figuren allerdings weniger austariert. Abigails Wandlung erscheint ein bisschen kurz gegriffen. Und einige brisante Aspekte – zu nennen ist hier etwa das verbotene Verhältnis zwischen Schülerin und Lehrer – hätten mehr Feinschliff vertragen können. Ungeachtet dieser Defizite sollte man Quinn Shephard und ihr weiteres Schaffen aber unbedingt im Auge behalten. Talent und Kreativität besitzt die Neuregisseurin allemal.
Christopher Diekhaus
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch, Englisch