Black Panther: Wakanda Forever
Neue Welten, neue Formate: Die einen feierten die so gewonnene Vielfalt des MCU. Andere witterten spätestens seit der Serie „She-Hulk“ den Untergang des gesamten Franchise-Konzeptes. Dass Marvel jedoch auch seine Kerndiziplin – episch anmutende Held*innen-Geschichten mit richtig Wumms – noch immer voll beherrscht, zeigt sich in letzter Zeit mindestens ein Mal im Jahr. In 2021 war es die große Reunion in „Spider-Man: No Way Home“, 2022 ist es ganz klar „Black Panther: Wakanda Forever“. Wie Regisseur Ryan Coogler nach dem tragischen Tod vom ehemaligen Hauptdarsteller Chadwick Boseman mit einer kaum lösbaren Herausforderung umgegangen ist und was daraus entstanden ist, beindruckt und zieht mit.
Was dich in „Black Panther: Wakanda Forever“ erwartet:
Der Black Panther – Wakandas geliebter König und Beschützer – ist tot. Und nicht einmal Shuri konnte rechtzeitig einen Weg finden, ihren Bruder T-Challa von seiner schweren Krankheit zu heilen, seit das herzförmige Kraut wegen Killmonger für immer verloren ist. Nun nimmt das gesamte Land Abschied und es braucht Zeit, um den Verlust zu verarbeiten. Und um die Voraussetzungen zu schaffen, dass ein neuer Black Panther gefunden werden und in diese so wichtige Rolle hineinwachsen kann. Doch diese Zeit hat Wakanda nicht. Denn auf der einen Seite will die Weltgemeinschaft mehr denn je teilhaben an den unglaublichen Möglichkeiten des Vibranium – und manch ein Land schreckt dabei auch nicht mehr vor kriegerischen Angriffen zurück. Auf der anderen Seite macht sich plötzlich eine weitere bislang vollkommen unbekannte Supermacht bemerkbar: Namor, König des mächtigen Unterwasserreiches Talocan, das ebenfalls über Vibranium verfügt und sich nun in seiner abgeschiedenen Sicherheit bedroht fühlt, weil eine junge amerikanische Forscherin eine Maschine entwickelt hat, die Vibranium im Meer aufspüren kann. Damit niemand von seinem Reich erfährt, sollen Wakandas amtierende Königin Ramonda und ihre Tochter Shuri nun dafür sorgen, dass diese Wissenschaftlerin entführt wird. Falls nicht, verfügt er über eine Kampfesstärke, die selbst das nahezu unbesiegbare Heer Wakandas mühelos in die Knie zwingen könnte. Also machen sich Shuri und die Generälin Okoye auf den Weg in die USA, um dem Ursprung der Maschine nachzugehen und jene Erfinderin ausfindig zu machen.
Warum sich Marvels „Black Panther 2“ auf jeden Fall lohnt:
Gerade weil lange Zeit vollkommen unklar war, was aus der Black-Panther-Story werden würde, beeindruckt „Wakanda Forever“ nun gleich auf mehreren Ebenen: Zuallererst hat es Coogler tatsächlich geschafft, den Verlust Bosemans auf vollkommen stimmige Weise mit einzuweben – und damit nicht nur ein würdiges Denkmal geschaffen, sondern zugleich dem im Zuge des ersten Films zu einer Familie zusammengewachsenen Team die Möglichkeit gegeben, die persönliche Trauerbewältigung in die Dreharbeiten miteinfließen zu lassen. Dass die Beteiligten – hinter und vor den Kulissen – zusätzlichen Raum für ihre Gefühle bekommen haben, ist durch und durch spürbar, auch und gerade mit dem faszinierenden Abschiedsritual, das von ganz Wakanda zu Beginn des Films zelebriert wird. Die vom einstigen Hauptcharakter hinterlassene Leere wird schließlich damit gefüllt, dass die weiblichen Charaktere endlich ihre Stärken voll ausspielen können. Besonders Leticia Whright als Shuri macht deutlich, dass es höchste Zeit für diese Hauptrolle war – denn sie ist einfach großartig. Genauso wie die Kombination aus ihr als erfrischend zukunftsorientierter und sich von Traditionen nicht einschränken lassender Prinzessin und dem strikten Pflichtbewusstsein und sehr trockenen Humor Okoyes (gespielt von Danai Gurira). Dazu kommt schließlich noch Dominique Thorne als geniale Tüftlerin Riri, die hier zwar nur einen verhältnismäßig kleinen Auftritt hinlegt, der dafür aber als Hinführung zu ihrer eigenen Serie dient, wo sie schon bald in die Fußstapfen von Ironman treten wird.
Ein politisches Statement & ein weiterer Meilenstein für Marvel
Die dritte große Stärke des Films ist dessen gesellschaftspolitische Bedeutung, da hier vom Kolonialismus befreite Nationen als symbolische Hoffnungsträger für unsere Welt aufreten: Zum einen ist da Wakanda, das als afro-futuristische Vision weiterhin eine unglaubliche Faszinationskraft entfaltet. Und zum anderen nun auch Talocan, das sich als Stellvertreter-Nation für indigene Völker erfolgreich gegen den Imperialismus zur Wehr setzen und in einem selbst geschaffenen Schutzraum neu erfinden kann. Die dabei mitunter durchscheinenden nationalistischen Züge können kritisch gesehen werden, erscheinen vor dem geschichtlichen Hintergrund jahrhundertelanger Unterdrückung durch weißen Imperialismus aber nachvollziehbar. Die Black-Panther-Fortsetzung setzt hier in jedem Fall ein ebenso spannendes wie wichtiges Statement.
Wie auch schon im ersten Black Panther wird der Film vorrangig von People of Color getragen. Das sowie die Tatsache, dass Frauen sehr viel stärker in den Vordergrund treten, zeigt einmal mehr einen Wandel bei Marvel bzw. generell bei Disney. Und macht deutlich, dass Diversität vielmehr Chance als Korsett ist und zu absolut fantastischen Filmen und Serien führt, die vorher auf diese Weise gar nicht denkbar gewesen wären.
Unser Fazit zu „Black Panther: Wakanda Forever“:
Es gibt viele gute Gründe, sich „Black Panther: Wakanda Forever“ anzusehen: seine politische Symbolkraft, seine Bedeutung für den weiteren Verlauf des MCU – dessen vierte Phase gerade mit dem „The Guardians of the Galaxy Holiday Special“ ihr Ende nimmt –, seine wundervoll gestalteten (Unterwasser-)Welten, die epischen Kämpfen und jede Menge emotional mitreißende Momente. Der bildgewaltige Blockbuster ist zwar nicht ganz auf dem Level von „Avengers: Endgame“, geht aber definitiv in die Richtung. Eine unbedingte Empfehlung!
Marius Hanke
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe