Bigger Than Us

Worum geht es in „Bigger Than Us“?

Melati Wijsen kämpft seit sechs Jahren gegen Plastikmüll und betreibt Aufklärung für Kinder. Mit 18 Jahren entschließt sie sich, vorwiegend junge Aktivist*innen auf der ganzen Welt zu treffen und in Erfahrung zu bringen, wie sie damit umgehen, dass es oft bei leeren Versprechungen bleibt und der Wandel in der Gesellschaft viel zu langsam erfolgt. Sie möchte mit ihrem Eintreten für die Menschenrechte, das Klima, Meinungsfreiheit und soziale Gerechtigkeit nicht alleine sein und wissen, woher die anderen die Kraft nehmen, sich so stark zu engagieren. In Griechenland begegnet sie der 22-jährigen Mary, die Bootsflüchtlingen hilft, nach Lesbos zu gelangen, und von den Behörden deswegen kriminalisiert wird. Auch lernt sie Mohamad kennen, der im Libanon eine Schule für syrische Flüchtlingskinder, die dort keine öffentliche Schule besuchen dürfen, gegründet hat. In Malawi trifft Melati auf Memory, die zu verhindern sucht, dass Mädchen systematisch vergewaltigt werden und bereits erreicht hat, dass Mädchen erst mit 18 Jahren heiraten dürfen. In Rio de Janeiro in Brasilien spricht sie mit Rene, der schon mit 12 Jahren eine Zeitung herausbrachte, die im Unterschied zu den öffentlichen Medien offen über das Leben in den Favelas berichtet. In den USA mit dem 19-jährige Xiuhtezcatl, der sich seit seinem 6. Lebensjahr für Minderheiten und den Schutz der Umwelt einsetzt und dafür sogar Morddrohungen seitens der Fracking-Ölindustrie erhielt. Winnie schließlich betreibt in Uganda, dem Land das prozentual die meisten Flüchtlinge aufgenommen hat, auf ihrer Farm alternative Landwirtschaft.

Lohn sich der Dokumentarfilm für dich?

„We are unstoppable!“ – Mit weltweiten Jugendprotesten gegen den Klimawandel und Greta Thunberg (Fridays for Future) beginnt der französische Film von Flore Vasseur. Er endet mit Bildern einer der größten Mülldeponien von Manila und von Melati Wijsens Heimatstadt, die in wenigen Jahrzehnten vom Meer verschlungen sein wird. Die Begegnungen mit anderen Aktivist*innen wirken zunächst eher beliebig und gehen weit über den Klimaschutz im engeren Sinn hinaus. In der Montage sind sie allerdings gut auf den Punkt gebracht und bringen das zum Ausdruck, was Melati am Ende ihrer Reise auch betont: „Alles ist miteinander verbunden.“ Immer wieder wird in „Bigger Than Us“ die Bedeutung von Schule und Bildung für einen Wandel hervorgehoben. Ihren Gesprächspartner*innen lässt Melati viel Raum. Und egal, auf welchem Kontinent sie sich gerade befindet, sie trägt immer Jeans und eine weiße Bluse. Das mag eine subtile Metapher für gelebte Nachhaltigkeit sein. Wichtiger ist aber, dass der Film mit ihr Mut macht, sich zu engagieren. Denn wie es der Filmtitel bereits suggeriert: „Wir alle wollen Teil von etwas Größerem sein“.

Holger Twele