Ant-Man and the Wasp: Quantumania
Klein, aber oho! Die 2015 erschienene Comicadaption „Ant-Man“ war eine wohltuende Abwechslung von den großen Gesten und Bedrohungen des Marvel Cinematic Universe. Regisseur Peyton Reed verweigerte sich der Exzesslogik vieler anderer Reihentitel und ließ den Helden eher unbeschwert durch sein erstes Soloabenteuer springen. Aus der Ameisenperspektive des Protagonisten – ein Spezialanzug kann ihn auf Insektengröße schrumpfen – entsprangen viele visuell berauschende Stunts, die den Film zu einem der kreativsten der gesamten Marvel-Saga machten. Die Fortsetzung „Ant-Man and the Wasp“ war nicht mehr ganz so ideenreich, lag aber noch immer klar über dem Durchschnitt – was für den dritten Teil nun nicht mehr gilt.
Worum es in „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ geht:
Der frühere Profidieb Scott Lang alias Ant-Man ist mit sich und der Welt im Reinen. Auf der Straße fliegen ihm die Herzen der Menschen zu. Und mit seinem ersten eigenen Buch feiert er beachtliche Erfolge. Als Stimmungskiller taugen da auch nicht die kleinen Eskapaden seiner Tochter Cassie, die er zu Beginn aus dem Gefängnis abholen muss. Als er jedoch erfährt, dass sie mit seiner Lebensgefährtin Hope van Dyne alias Wasp und deren Vater Hank Pym Forschungen zum sogenannten Quantenreich – einer rätselhaften alternativen Dimension – angestellt hat, ist er alles andere als begeistert. Das Ergebnis ihrer wissenschaftlichen Arbeit: eine Vorrichtung, über die man mit dem subatomaren Raum kommunizieren kann. Voller Stolz stellt Cassie ihrem Vater den Apparat vor, sendet ein Signal in die Parallelwelt und löst damit Dramatisches aus: Sie selbst, Scott, Hope, Hank und dessen Ehefrau Janet, die 30 Jahre in der Quantenebene gefangen war, werden gegen ihren Willen dorthin transportiert. Vor Ort bekommen sie es mit dem ebenfalls feststeckenden Kang zu tun, der für seine Pläne die Hilfe der Neuankömmlinge benötigt.
Warum „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ schwächelt:
Am Einstieg liegt es definitiv nicht! Denn der kommt so schnittig und selbstironisch daher, dass er nicht nur an die ersten beiden Filme erinnert, sondern auch direkt Lust auf mehr macht. Peyton Reed inszeniert das Quantenreich als urig-schillernden Ort mit seltsamen Gewächsen und skurrilen Kreaturen. Paul Rudd verleiht dem Protagonisten einmal mehr eine gehörigen Portion Charme. Und Kang-Darsteller Jonathan Majors hinterlässt mit seiner angsteinflößenden Ausstrahlung einen bleibenden Eindruck, obwohl seine Figur noch spannender geschrieben sein könnte. Halten wir also schonmal fest: „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ ist definitiv kein Totalausfall. Was in vielen Momenten fehlt, ist allerdings die originelle Verspieltheit der Vorgänger. Szenen, in denen die Charaktere schrumpfen oder sich beträchtlich vergrößern, wirken hier eher wie Pflichtaufgaben, sind nicht mehr so ausgefallen und witzig wie früher. Insgesamt hervorstechend: Das dritte Kapitel orientiert sich stärker am typischen Marvel-Bombast und ruft spätestens im Finale leichte Ermüdungserscheinungen hervor.
Dass der Unterhaltungswert ein bisschen verloren geht, hat aber auch einen anderen Grund. Reed und Drehbuchautor Jeff Loveness schaffen es nicht, allen Charakteren und Konflikten die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Aus der Vater-Tochter-Dynamik hätte man zum Beispiel mehr herausholen können, scheint Cassie doch wild entschlossen, in Scotts Fußstapfen zu treten. Am wenigsten zu tun hat Hope. Ihre Nennung im Titel gaukelt eine Bedeutung vor, die der Film an keiner Stelle einlöst. Erzählerisch weiß „Ant-Man 3“ daher nicht übermäßig zu beeindrucken, auch wenn der Gedanke des in einigen früheren Marvel-Titeln schon thematisierten Multiversums eine Rolle spielt. Gerade weil inhaltlich wenig Außergewöhnliches passiert, vermissen wir die kreativ-verrückten optischen Einlagen, die uns in den ersten beiden Abenteuern so viel Freude bereitet haben.
Christopher Diekhaus
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Anbieter
FilmverleihWalt Disney Germany