An American Crime

Der Film basiert auf den Gerichtsakten einer wahren Begebenheit. In den 60iger Jahren kommen die jugendlichen Schwestern Sylvia und Jennie Likens nach Indianapolis zu einer Pflegefamilie, weil ihre Eltern als Schausteller durch das Land reisen. Pflegemutter Gertrude Baniszewski hat bereits 7 Kinder und lebt am Existenzminimum. Da kommen ihr die 20 Euro monatlicher Unterhalt für die beiden Mädchen gerade Recht. Als die älteste Tochter Paula ungewollt schwanger wird, scheint alles aus dem Ruder zu laufen. Der tägliche Kampf ums Überleben, Krankheit, Alkoholismus: Gertrude beginnt auf unglaublich grausame und perverse Art, an Sylvia ein Exempel zu statuieren - obwohl oder gerade weil Sylvia so lieb, mitfühlend und hübsch ist. Die Gewalt eskaliert in unerträglichen Folter- und Demütigungsszenen, an denen sich nicht nur Gertrudes Kinder, sondern zahlreiche Kinder aus der Nachbarschaft beteiligen.

Der Film ist eine schockierende Studie zum Thema Herrschaft mit allen Mitteln menschlicher Grausamkeit. Überzeugend erzählt er, wie die Lust an Gewalt und Übermacht aus einem Gefühl der Ohnmacht entsteht. Eindringlich beleuchtet er auch, wie klein der Schritt zum Mitläufertum ist. Problematisch ist nur, dass die Folterszenen allzu deutlich gezeigt werden, Sylvias Schreie gehen durch Mark und Bein. Die reglosen Kindergesichter, die ein anderes Kind scheinbar gleichmütig quälen, sind mindestens ebenso unerträglich. Der Film möchte mit schockierenden Bildern aufrütteln, doch die gesellschaftliche Tragweite des realen Falles, der über Monate die US-amerikanische Öffentlichkeit bewegte, blendet er aus. Hinzu kommt, dass einige Horrorfilmkonventionen bedient werden und der Film aus dem Off von der ermordeten Sylvia erzählt wird. Durch diese dramaturgischen Mittel rückt der Horror allzu sehr in den Vordergrund.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras: Trailer

Christiane Radeke