Amazing Grace

Das titelgebende geistliche Lied „Amazing Grace“ wird dem Autor John Newton (gespielt von Albert Finney) zugeschrieben, der als Kapitän eines Sklavenschiffs 1748 in schwere Seenot geriet. Nach seiner Rettung behandelte er die Sklaven aus Afrika, die unter mörderischen Bedingungen in die westindischen Kolonien verschleppt wurden, zunächst etwas besser. Er hängte dann seinen Beruf an den Nagel, wurde Geistlicher und engagierte sich für die Abschaffung der Sklaverei. Einer seiner Schüler, der britische Unterhausabgeordnete William Wilberforce (1759-1833), wurde in diesem jahrzehntelangen Kampf schließlich zur Gallionsfigur. Gemeinsam mit seinem Studienfreund, dem späteren Premierminister William Pitt, brachte er hierzu ab 1789 fast jedes Jahr eine Gesetzesvorlage ein, die regelmäßig abgelehnt wurde. Zu stark waren wirtschaftliche Interessen, Standesdünkel und Ignoranz der Gegner. Gesundheitlich bereits schwer angeschlagen fand Wilberforce in der um Jahre jüngeren Barbara Spooner eine Seelenverwandte, die ihm als seine spätere Frau in diesem Kampf beistand. Ein juristischer Schachzug brachte schließlich den Umschwung. Nach einer heftigen Parlamentsdebatte wurde der Sklavenhandel am 24. Februar 1807 im britischen Machtbereich verboten, andere Länder folgten diesem Beispiel nur kurze Zeit später.

Michael Apteds Historienfilm setzt einem mutigen Mann und seinen wenig bekannten Mitstreitern ein wohlverdientes Denkmal. Er liefert zugleich das faszinierende Vorbild eines Menschen, der aus humanitärer Überzeugung unermüdlich gegen den Strom schwimmt und am Ende tatsächlich als Sieger dasteht. Und das, obwohl er zu Beginn mit einer überwältigenden Mehrheit konfrontiert ist, die nur die Wahrung ihrer Machtinteressen zum Ziel hat. Apted (“Die Chroniken von Narnia: Die Reise auf der Morgenröte“, “Enigma“) vermeidet es, die Zuschauer mit allzu langen Parlamentsdebatten zu langweilen oder gar mit detailliert nachgestellten Szenen des Sklavenhandels zu verschrecken. Er konzentriert sich auf die Entwicklung der Hauptfigur, auf die wichtigsten historischen Eckdaten und das Porträt der wohlhabenden Gesellschaft jener Zeit. Eine handwerklich gediegene, von einer prominent besetzten Darstellerriege getragene Inszenierung, die allerdings Kenntnisse über den historischen Hintergrund einschließlich der Französischen Revolution voraussetzt und der ein wenig die ganz großen Schauwerte des Kinos fehlen.

DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch DD 5.1; Englisch DD 5.1
DVD-Extras: Outtakes, Trailer, Bildergalerie

Holger Twele