Alles wegen Benjamin

Das Leben meint es gut mit dem 17-jährigen Vincent: Er scheint keine Probleme zu haben, ist ein guter Schüler, allseits beliebt, verbucht als Leistungsschwimmer bei den Schulmeisterschaften schon nennenswerte Erfolge und hat in Noémie eine feste Freundin, auf die er sich verlassen kann. Niemand außer seinem Sexualpartner weiß, dass Vincent eigentlich mehr auf Männer steht, selbst sein bester Schulfreund Stéphane nicht, der Vincent um Noémie beneidet. Alles geht gut, bis Benjamin, ein neuer Schüler, auftaucht, der Vincents Geheimnis zu spüren scheint und die Nähe zu ihm sucht. Nach einem spontanen Kuss findet Vincent am nächsten Tag ein Riesen-Graffiti in der Schule vor, das ihn als Schwuchtel brandmarkt. Mit einem Mal ist alles anders: Die Eltern reagieren ratlos, Vincents Bruder zeigt offen seinen Hass, die Schwimmerkollegen beginnen ihn zu mobben, Stéphane redet von einem Vertrauensbruch und für Noémie stürzt gar eine Welt zusammen. Nur der Schwimmlehrer denkt einzig und allein an Vincents Karriere.

Mit Handkamera und vielen Schwenks versucht Fabrice Cazeneuve, das Lebensgefühl vieler Jugendlicher zwischen Anpassung und Rebellion auf der Suche nach ihrem Platz im Leben zu vermitteln. Andererseits kochen die Emotionen nie über, weniger dramatisierend als dokumentarisch begleitet die Kamera das Geschehen als stiller Beobachter eines unfreiwilligen Coming Out und die Reaktionen der Umwelt darauf. Die elliptische Erzählweise und die unrealistisch schnelle Überwindung aller Probleme fördern die emotionale Distanz zugunsten der pädagogischen Botschaft. Über Benjamin als Katalysator liefert der Film ein uneingeschränktes Plädoyer dafür, unter allen Umständen zu den eigenen Gefühlen zu stehen, sie gegenüber den anderen nicht zu verheimlichen und es auch zu akzeptieren, dass andere damit zunächst einmal ihre Probleme haben können.

DVD-Bildformat: 1:1,66/4:3
Ton: HiFi Stereo, Dolby Digital 2.0
Sprache: Französisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras: Trailer, Bildergalerie, Biografien

Holger Twele