Alles was wir geben mussten
Auch wer die Romanvorlage des Japaners Kazuo Ishiguro kennt, fühlt sich zu Beginn des Films von Mark Romanek doch eher an einen der zahlreichen britischen Internatsfilme früherer Jahrzehnte erinnert, in denen sich Kinder und Jugendlichen gegen autoritäre Aufsichtspersonen behaupten müssen und ihre kleinen Fluchten suchen. Die Freunde Kathy, Tommy und Ruth verbringen ihre ganze Kindheit in einem solchen Internat namens Hailsham. Das einzige, was stutzig machen könnte, ist die völlige Abwesenheit von Eltern. Es gibt offenbar ein dunkles Geheimnis, über das unter Androhung harter Strafen niemals gesprochen werden darf. Einige Jahre später sind aus den Freunden sensible, hochbegabte und ernsthafte junge Erwachsene geworden, die ihrer „Bestimmung“ gelassen entgegen sehen wollen, wäre da nicht die tiefe Zuneigung zueinander und eine über die Jahre hinweg gewachsene Liebe, die wenigstens für ein paar Jahr gelebt werden will. Schmerzhaft müssen die drei Freunde erfahren, dass sie allenfalls „Menschen zweiter Klasse“ sind, geklonte Menschen, die nur zu dem einen Zweck „gezüchtet“ wurden, um als junge Erwachsene als Ersatzteillager für Organe zu dienen. Maximal nach der dritten Organspende ist ihr Leben dann aus naheliegenden Gründen beendet. Ein mit hochkarätigen Darstellern (Keira Knightley Fluch der Karibik, Die Herzogin/ Carey Mulligan An Education, Wall Street - Geld schläft nicht/ Sally Hawkins We want Sex, Happy-Go-Lucky/ Charlotte Rampling Swimming Pool) besetzter, für die Thematik ungewöhnlich leise inszenierter Film mit perfekt durchkomponierten Bildern, der durch sein eindringliches Charakterspiel und nicht etwa durch Action oder großartigen Widerstand zu überzeugen weiß. Eigentlich mag man es kaum glauben, dass sich hochgebildete Menschen so „Gott ergeben“ in ihr Schicksal fügen und es für sich sogar als besondere Aufgabe definieren. Zu sehr wirken da wohl die Bilder aus anderen Filmen, die mehr auf eine offene Konfrontation zusteuern. Genauer besehen ist das aber gerade die Stärke dieses Films, durch die das Monströse der scheinbaren Normalität umso schockierender zutage tritt. So wird der Film nicht nur zum eindringlichen Plädoyer gegen menschliches Klonen an sich, sondern auch zur kritischen Auseinandersetzung mit Erziehungsmethoden überall auf der Welt, die allein zum Ziel haben, den Menschen in ein fremdbestimmtes Schicksal zu pressen. DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9 Ton: Dolby Digital 5.1 Sprachen: Deutsch, Englisch, Italienisch Untertitel: Deutsch, Englisch, Italienisch, Griechisch, Isländisch DVD-Extras: Behind the Scenes, Featurettes, Bildergalerie, Trailer
Holger Twele
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
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