Alle 28 Tage

Alle 28 Tage weiß eine Frau vor der Menopause, ob sie schwanger ist oder nicht. Mit Anfang 40 will die Filmemacherin Ina Borrmann schwanger werden… und wird es nicht. Aufgewachsen in einer Kleinstadt in der damaligen DDR hat sie „das spießige Konzept der Kleinfamilie“, wie ihre Eltern es gelebt haben, nicht interessiert. Sie wollte keine Kinder, wollte frei sein und etwas werden. Doch dann lernte sie Mark kennen und ihre Vorstellungen von einem kinderlosen Leben schwanden dahin.

Als das „termingerechte Ficken“ nichts bringt, entscheiden sich Ina und Mark dafür, eine Kinderwunschpraxis aufzusuchen. Von nun an wird jeder Schritt mit der Kamera festgehalten: Die Besuche beim Arzt, die anstrengenden Hormonbehandlungen, die Ina physisch wie psychisch zusetzen, die aufwändigen Behandlungen in der Praxis, das Warten auf das Ergebnis, die Enttäuschung, nachdem die Therapie nicht angeschlagen hat. Drei Versuche startet das Paar, immer wieder ohne Erfolg, bis sich Ina und Mark für eine Eizellenspende entscheiden.

Ina Borrmann, die zu Beginn ihres Projektes fest davon überzeugt war, dass die Behandlung bei ihr anschlagen wird, wollte diese Dokumentarfilm für sich, „um nicht in ein Loch zu fallen“, machen, aber auch für alle Frauen und Paare, die sich erst spät für ein Kind entscheiden und mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind wie sie. Zu Beginn dieser Dokumentation wirkt alles noch ein bisschen inszeniert, vor allem die Gespräche zwischen der Filmemacherin und ihrem Mann. Doch nach der Erfolglosigkeit der ersten Therapie werden die Bilder immer authentischer und unverstellter. Sie geben schonungslos Einblick in die Gefühlswelt, die Zweifel, die Ängste, die Hoffnungen, die Tiefpunkte der beiden. Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach dem eigenen Selbstverständnis sowie Zweifel an der Allmacht der Medizin rücken mehr und mehr in den Mittelpunkt und machen diesen Film zu einem sehr persönlichen Dokument über ein gesellschaftliches Thema, das immer mehr Paare betrifft.

Barbara Felsmann