Aftershock

Ein schweres Erdbeben erschüttert am 28. Juli 1976 die chinesische Stadt Tangshan. Hunderttausende werden unter den Trümmern begraben, darunter auch die Zwillinge Fang Da und Fang Deng. Weil die Zeit den Helfern davon läuft, müssen sie die Mutter der Kinder vor eine Entscheidung stellen: Nur eines der Kinder kann gerettet werden. Verzweifelt wählt die Mutter ihren Sohn. Sie ahnt nicht, dass ihre Tochter mithören kann, wie sie von ihr im Stich gelassen wird. So wird Fang Da gerettet – doch wie durch ein Wunder überlebt auch seine Schwester. Ohne Wissen der Mutter wächst Fang Deng bei einer Adoptivfamilie auf. Sie fühlt sich von ihrer Familie verraten und ahnt nicht, dass auch ihre Mutter an dieser Situation innerlich zerbrochen ist. 2008 führt eine weitere Katastrophe die Geschwister wieder zusammen: das Erdbeben von Sichuan.

Über drei Jahrzehnte folgt Feng Xiaogang den Geschwistern. Auf der einen Seite Fang Da und seine Mutter, deren Leben von Gewissensbissen und Schuldgefühlen geprägt wird, auf der anderen Seite Fang Deng, die sich einsam und verlassen fühlt. Der Regisseur hat seinen Film als großes Melodram angelegt, das mit einer wuchtigen Actionszene beginnt, schließlich leiser wird und sich mehr den Figuren zuwendet. Doch so grausam die Entscheidung auch ist, die die Mutter fällen muss, so sehr übertreibt es die Inszenierung. Immer pathetischer wird das Drama – und mischt sich auf unangenehme Weise mit einer patriotischen Botschaft. Der chinesische Staat steht daher in keinster Weise in der Kritik für die Mitschuld an dem horrenden Ausmaß der Erdbebenkatastrophen von 1976 in Tangshen und 2008 in Sichuan. Die Schäden sollen vielmehr durch den tapferen Zusammenhalt der Zivilisten wieder aufgefangen werden. So ersetzen Trauer und Besinnlichkeit in diesem Film, der in seinem Heimatland zum Blockbuster wurde, Wut und Aufbegehren.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Mandarin
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras: Trailer

Stefan Stiletto