A Beautiful Day
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Dieser Film ist zuallererst die Show eines einzelnen Mannes: Hollywoods Ausnahmeschauspieler Joaquin Phoenix spielt den Ex-Soldaten und ehemaligen FBI-Agenten Joe. In kurzen Rückblenden erfahrt der Zuschauer in Lynne Ramsays Film schnell, das Joe durch die martialische Behandlung durch seinen Vater in der Kindheit und später durch traumatische Kriegserlebnisse zu einem impulsiven, unberechenbaren, zu Gewaltausbrüchen neigenden Mann geworden ist. Insofern mag der Vergleich, der von manchen Kritikern zwischen der von Phoenix gespielten Figur und dem Charakter, den Robert de Niro in Martin Scorseses „Taxidriver“ (1976) verkörperte, zutreffend sein. Bei beiden Figuren handelt es sich um traumatisierte Kriegsheimkehrer (Vietnam; Irak) und beide geraten in eine blutige Gewaltspirale.
Doch damit hat es sich auch schon mit den Parallelen. Scorseses „Taxidriver“ erfand auf der Grundlage des hervorragenden Drehbuchs von Paul Schrader aus der Mischung von persönlicher Frustration der Hauptfigur, ihren Gewalt- und Allmachtsphantasien, einem Umfeld voll politischer Korruption und einer sensationsgeilen Presse eine vielschichtige Handlung mit einer differenzierten Hauptfigur, die vom Einzelgänger zum Helden mutiert.
Der Film-Plot von Lynne Ramsay, die auch das Drehbuch schrieb, bleibt dagegen merkwürdig eindimensional. Die Story vom kriminellen Ring hochrangiger pädophiler Politiker, aus deren Fängen Joe mit eiserner Gewalt die minderjährige Tochter eines Senators befreit, ist zutiefst konventionell, wurde schon oft erzählt und bringt dem Publikum keinen Mehrwert und keine neue Erkenntnis. Einzig die Rätseldramaturgie, die den Film durchzieht, indem viele Aspekte von Figur und Handlung (zunächst) unerzählt oder nur angedeutet bleiben, macht Ramsays Erzählweise unkonventionell, wirkt ab der Mitte des Films aber auch ermüdend. So zeichnet einzig die Wucht, mit der Phoenix den stets gewaltbereit-unberechenbaren Joe verkörpert, Ramsays Film aus und macht ihn, trotz aller erzählerischer Schwächen, zu einem Kinoerlebnis besonderer Art.
DVD Extras: Interviews, Trailer
Blu-ray Extras: Interviews, Trailer
Werner Barg
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Dt. f. Hörg.