Fikkefuchs
Jan Henrik Stahlberg, der als Schauspieler meist in seiner Paraderolle als smarter Bösewicht zu sehen ist, liebt auch bei der Produktion seiner eigenen Filme als Regisseur und Hauptdarsteller kontroverse Themen. So auch in seiner neuen Komödie „Fikkefuchs“. Stahlberg selbst spielt hier den Endvierziger Rocky, der sich für den größten Liebhaber seit Casanova hält. Gegenüber den Frauen, die ihm begegnen, tritt er auch entsprechend machohaft auf. Der Gag: Der vermeintlich tolle „Fikkefuchs“ scheitert permanent, seine Verführungskünste werden als lächerlich enttarnt, die Diskrepanz zwischen seinem Selbstbild als Frauenheld und seinem realen Scheitern führt Stahlbergs lustvoll satirisch vor. Dass Rocky nichts als ein aufgeblasener Sex-Popanz ist, wird umso deutlicher, als eines Tages Mittzwanziger Thorben vor Rockys Wohnungstür steht und behauptet sein Sohn zu sein. Thorben ist gerade aus der Psychiatrie abgehauen, in die er wegen des sexuellen Übergriffs auf eine Verkäuferin eingewiesen worden war. Von seinem Vater – von dem er zu wissen glaubt, dass der einst der „größte Stecher von Wuppertal“ war – möchte er jetzt lernen, wie er Frauen verführen kann. Und während Thorben in seiner Sexgier immer manischer wird, erweist sich Rocky, der tatsächlich Thorbens Vater ist, immer mehr als Looser im Geschlechterkampf. Da bei Rocky schließlich auch noch Krankheit ins Spiel kommt, nimmt die Geschichte zum Ende hin eine fast tragische Wendung und dem Publikum bleibt irgendwann das Lachen nur noch im Halse stecken.
Letztlich, so die provokante These von Stahlbergs Film, sind es nicht die Männer, die die Spielregeln im Liebeswerben bestimmen, sondern die Frauen. Wenn nicht Gewalt und Machtmissbrauch im Spiel sind, wenn es also um Verführung, Begehren und Leidenschaft im beiderseitigen Einverständnis geht, was der Normalfall ist/sein sollte, bestimmen die Frauen die Regeln auf dem Spielfeld sich anbahnender Beziehungen zwischen Mann und Frau. Sie entscheiden, mit wem sie gehen. Da können die Männer machen, was sie wollen.
Doch stimmt diese Botschaft des Films? Interessanterweise waren es fast nur Frauen, die nach der Vorführung des Films bei den Filmkunsttagen Sachsen-Anhalt die These von Stahlbergs Film diskutierten und ihr mehrheitlich zustimmten. Zu Recht wurde aber auch kritisch angemerkt, dass der Film in seiner visuellen Darstellung der Frau besonders im ersten Teil sexistisch ist, weil er den Blick der Kamera auf Hintern und Busen der Frauen reduziert. Da die Kamera sich damit aber auf die Ebene von Macho Rocky begibt und seinen Blick nachahmt, ist die von manchen Männern wie Frauen im Publikum als „Zumutung“ empfundene Bildgestaltung als erzählerisches Mittel wiederum durchaus nachvollziehbar. So in einen voyeuristischen Blick gezwungen zu werden, hinterlässt beim Zuschauer ein tiefes Unbehagen und verstärkt den provokanten „touch“ des Films, gerade auch vor dem Hintergrund der aktuellen #metoo-Debatte.
DVD Extras: Trailer
Blu-ray Extras: Trailer
Werner Barg
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch
Untertitel: Deutsch