Kicks
Brandon ist fünfzehn, in Kalifornien aufgewachsen, genauer gesagt in der Eastbay-Area um San Francisco. Hier geht es rau zu und nicht nur Brandons Familie leidet unter Geldknappheit. Damit nicht genug, wird Brandon von Gleichaltrigen weder gemocht noch ernst genommen, weil er eher schmächtig ist. Und auch bei den Mädchen kann er nicht so recht landen. „Manchmal wünscht ich, ich hätt' 'n Raumschiff. Könnt' einfach im Weltraum abhängen, wo's still ist und keiner mich anmachen kann“, denkt Brandon resigniert. Doch was wäre, wenn er sich ein Paar Air Jordans Sneakers kauft? Dann ist er jemand Besonderes und alle werden ihn achten. Brandon arbeitet hart für sein Ziel, doch als er die begehrten „Kicks“ endlich sein Eigen nennt, gerät er ins Visier einer Jugendgang, die ihm die teuren Treter postwendend klaut. Das kann Brandon nicht einfach hinnehmen und macht sich, gemeinsam mit zwei Freunden auf eine gefährliche Mission durch Oakland, um seine Schuhe zurück zu holen.
Bereits 2016 debutierte Regisseur Justin Tipping mit seinem Spielfilm aus dem Bandenmilieu und konnte auf unterschiedlichen Festivals Anerkennung und Preise für sich verbuchen. Oscar-Preisträger Mahershala Ali (Moonlight, House of Cards) hat hier sicherlich seinen Anteil am Erfolg, doch auch die Regie- und Kameraarbeit wurden mehrfach gewürdigt. In „Kicks“ meistert Tipping die Herausforderung, eine scheinbar banale Begebenheit so in szenischen Bildern zu erzählen, dass nicht nur die Wichtigkeit für den Hauptakteur nachvollziehbar und spürbar wird. Zudem taucht der Zuschauer in einen Milieukosmos ein, der bestimmten Wertvorstellungen und der Gesetzmäßigkeit des Stärkeren folgt. Junge Heranwachsende sind in ihrem Lebensumfeld mit gewalttätigen Auseinandersetzungen konfrontiert, doch in fast dokumentarisch wirkenden Beschreibungen vermitteln sich auch Beweggründe für ihr Handeln. Die Kameraarbeit unterstreicht durch ihre Nähe zum Geschehen, durch häufige Perspektivwechsel und authentische Bilder die „explosive“ Atmosphäre und trägt zum Spannungsbogen der Handlung maßgeblich bei.
Kristin Langer