Nordrand

Es ist Winter 1995, am Rande der Stadt, am Rande der Armut. Kälte herrscht auch in den Gefühlen zwischen den Menschen. In einer Abtreibungsklinik begegnet die lebenslustige Jasmin, die der dumpfen Enge ihres geschwisterreichen Elternhauses mit kurzen und frustrierenden Männerbekanntschaften zu entfliehen sucht, ihrer ehemaligen Schulfreundin Tamara, die nun als Krankenschwester arbeitet. Deren Familie ist kurz vor Ausbruch des bosnisch-serbischen Krieges nach Sarajevo zurückgekehrt und leidet unter den Kriegswirren. Trotz unterschiedlicher Interessen und Lebenseinstellungen ziehen die beiden Frauen zusammen, geben sich nach schweren Schicksalsschlägen Halt und erleben mit zwei osteuropäischen Immigranten sogar ein bisschen Glück.
Sensibel und in subtilen Bildern zwischen Metaphorik und Sozialrealismus greift Barbara Alberts Film mosaikartig und doch organisch wirkend und mit optimistischem Grundton eine Vielzahl von Problemen einer Hand voll Jugendlicher in Wien auf. Sie thematisiert den Bosnien-Krieg und die Armut in der Großstadt genauso wie die Sehnsucht der Protagonisten nach Heimat, Geborgenheit und Liebe in einer Realität, die aus latenter Ausländerfeindlichkeit, Abtreibungen und sogar sexuellem Missbrauch in der Familie besteht. Dabei bleibt die Kamera immer dicht an den Personen, ohne sie mit dem Drehbuch zu überfrachten.