Don't Breathe

Dass er spielend leicht Angst und Schrecken erzeugen kann, beweist der Uruguayer Fede Alvarez nach seinem deftigen „Tanz der Teufel“-Remake „Evil Dead“ auch mit seinem minimalistisch-effektiven Schocker „Don’t Breathe“, der auf größtenteils überzeugende Weise mit den Mustern des sogenannten Home-Invasion-Films jongliert. Handlungsort ist die einst pulsierende Autometropole Detroit, die in jüngerer Zeit einen beispiellosen Niedergang erlebt hat. Inmitten der Misere suchen die Freunde Rocky, Alex und Money nach einem Ausweg, indem sie regelmäßig auf sorgfältig geplante Diebestouren gehen. Schlüssel und Codes für Zielobjekte besorgen sie sich über Alex‘ Vater, der bei einer Sicherheitsfirma arbeitet. Als Money eines Tages erfährt, dass ein Ex-Soldat nach dem Unfalltod seiner Tochter auf einer stattlichen Entschädigungssumme sitzt, trennen sich die Jugendlichen ausnahmsweise von einem ihrer wichtigsten Grundsätze, wonach sie niemals Bargeld mitgehen lassen. Der vermeintlich leichte Coup entpuppt sich allerdings als tödliche Herausforderung, da der blinde Hausherr sein Hab und Gut mit unnachgiebiger Entschlossenheit verteidigt.

Drückt man im Thriller-Klassiker „Warte, bis es dunkel ist“ einer blinden Frau die Daumen, die von Einbrechern bedrängt wird, verhält es sich hier genau umgekehrt. Obwohl die Protagonisten ihren Lebensunterhalt auf kriminellem Weg bestreiten und ein eigentlich bemitleidenswertes Opfer ins Visier nehmen, sind die Sympathien des Zuschauers spätestens dann auf ihrer Seite, als die Delinquenten dem Veteranen gegenüberstehen. Viel Aufwand betreibt das von Alvarez und Rodo Sayagues verfasste Drehbuch nicht, um seine Hauptfiguren zu beschreiben. Und doch fiebert man im weiteren Verlauf stets mit ihnen mit, wobei die wehrhafte Rocky, die ihre kleine Schwester aus einem bedrückenden White-Trash-Umfeld befreien will, die größte Aufmerksamkeit bekommt. Die eher flüchtige Charakterisierung ist nicht weiter schlimm, weil es dem Regisseur gelingt, sein beengtes, von Pedro Luques mobiler Kamera umsichtig erkundetes Szenario mit enormer Spannung aufzuladen. Im Anwesen des Golfkriegsteilnehmers entspinnt sich ein Katz-und-Maus-Spiel, das nicht zuletzt von Stephen Langs beängstigender Ausstrahlung als blinder Ex-Soldat zehrt. Sein Handicap gleicht der kompromisslose Mann dadurch aus, dass er jeden Winkel seines Hauses kennt, zwischendurch einfach den Strom abstellt und damit alles in Dunkelheit taucht.

Unverzichtbar für die anhaltend bedrohliche Atmosphäre ist auch der Wechsel zwischen Szenen, die mit treibend-unheimlicher Musik (verantwortlich: Roque Baños) unterlegt sind, und Momenten, in denen absolute Stille herrscht. Gerade die ruhigen Augenblicke verleiten einen dazu, es den Figuren gleichzutun und den Atem anzuhalten. Selbst wenn der Überlebenskampf nach circa einer Stunde etwas an Reiz verliert, da Alvarez einige Psychopathen-Klischees bemüht und die Glaubwürdigkeit schleifen lässt, unterstreicht der versiert inszenierte Thriller die Fähigkeiten des jungen Filmemachers. Schon jetzt darf man sich auf seine nächsten Regiearbeiten freuen, zu denen angeblich auch eine „Don’t Breathe“-Fortsetzung gehören wird.

Blu-ray-Bildformat:1:2,40/1080p
Ton:dts HD 5.1 MA
Sprachen:Deutsch dts HD 5.1 MA/Englisch dts HD 5.1 MA/Französisch dts HD 5.1 MA
Untertitel: Deutsch/Englisch/Französisch/Türkisch/Arabisch/Niederländisch

DVD Extras: Entfallene Szenen, Featurettes, Audiokommentar

Blu-ray Extras: Entfallene Szenen, Featurettes, Audiokommentar

Christopher Diekhaus