Freistatt

Film: Freistatt
Länge:
104 Minuten (Blu-ray: 108 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Marc Brummund
Darsteller:
Louis Hofmann (Wolfgang), Alexander Held (Hausvater Brockmann), Stephan Grossmann (Bruder Wilde), Katharina Lorenz (Ingrid), Max Riemelt (Bruder Krapp), Uwe Bohm (Heinz)
Genre:
Drama
Land:
Deutschland, 2014

Deutschland im Sommer 1968: Eine Zeit gesellschaftlicher Umbrüche. In der niedersächsischen Provinz ist vom neuen Denken allerdings noch nichts zu spüren. Zucht und Ordnung beherrschen den Familienalltag. Wer nicht folgt, muss mit drastischen Konsequenzen rechnen. So wie der aufmüpfige Wolfgang, der von seinem Stiefvater Heinz gegen den Willen der Mutter in die kirchliche Fürsorgeanstalt „Freistatt“ abgeschoben wird. Ein Erziehungsheim mitten im Nirgendwo, in dem die Insassen christliche Werte erlernen sollen, in Wahrheit aber die Hölle auf Erden durchleben. Aus Angst vor Disziplinierungsmaßnahmen gehen die Jugendlichen wenig zimperlich miteinander um. Brutale Zwangsarbeit ist an der Tagesordnung. Und die Erzieher rund um Anstaltsleiter Brockmann zögern nicht, Fehlverhalten mit Schlägen und Erniedrigungen zu bestrafen. Verzweifelt versucht Wolfgang, sich in diesem rauen Klima zu behaupten. Doch schon bald muss er erkennen, dass die Strukturen stärker sind als der Einzelne.

Es gibt sie durchaus. Momente der Hoffnung, der Unbekümmertheit, des erfolgreichen Aufbegehrens. Augenblicke, die den Zuschauer glauben lassen, alles könnte besser werden. Umso erschütternder ist der konsequente Abwärtsstrudel, den Marc Brummund in seinem ersten Kinofilm beschreibt. Inspiriert von wahren Erlebnissen, zeichnet der Regisseur das häufig traumatische Heimleben nach, unter dem bis in 1970er Jahre hinein zahlreiche junge Menschen zu leiden hatten. Ein dunkles Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte, das in der öffentlichen Diskussion nach wie vor zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. Erschreckend ist im Film vor allem die Gleichzeitigkeit von gesellschaftlichem Aufbruch und stumpfem Autoritätsglauben. Während alte Werte und Normen anderswo auf dem Prüfstand stehen, herrscht in Freistatt eine Atmosphäre, die an die Zeit des Faschismus denken lässt. Unter militärischem Drill marschieren die Heimbewohner zum Torfstechen und stimmen dabei das Moorsoldatenlied an, das auf die Insassen des Konzentrationslagers Börgermoor zurückgeht. Christliche Erziehung, wie sie im Leitfaden der Einrichtung verankert ist, weicht in der Praxis häufig einem Ziel: Der Wille der Jugendlichen soll um jeden Preis gebrochen werden.

Dass Brummunds Drama trotz kleiner erzählerischer Stolpersteine eine unglaubliche Wucht entfaltet, hat vor allem zwei Gründe. Dem Regisseur und seiner Kamerafrau Judith Kaufmann gelingen immer wieder eindringliche Bilder, die den qualvollen Anstaltsalltag geradezu physisch spürbar machen. Und Hauptdarsteller Louis Hofmann ist als rebellischer, aber ebenso verletzlicher Wolfgang schlichtweg grandios. Beklemmend gerät der Film auch deshalb, weil er mit Unterstützung der heutigen Diakonie Freistatt an Originalschauplätzen entstehen konnte. Ein Zeichen für gelebte Aufarbeitung, an dem sich andere Heime tunlichst orientieren sollten. Schon aus Respekt vor all den Opfern, die bis heute mit ihren traumatischen Erfahrungen alleine sind.

Die Blu-ray Daten sind identisch mit den DVD-Daten.

DVD Extras: Trailer, entfallene Szenen, Booklet

Blu-ray Extras: Trailer, entfallene Szenen, Booklet

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

DVD-Bildformat: 16:9

Ton: Dolby Digital 5.1

Sprachen: Deutsch DD 5.1/Deutsch DD 2.0

Untertitel: Englisch/Französisch/Dt. f. Hörg.

Anbieter

Kauf-Blu-raySalzgeber

Kauf-DVDSalzgeber

Video-on-DemandMaxdome

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (50. Woche 2015).