Phoenix

Die jüdische Sängerin Nelly ist mit dem nichtjüdischen Pianisten Johnny verheiratet. 1944 wird sie ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau verschleppt, nachdem ihr Versteck aufgeflogen ist. Schwer verletzt und mit zerstörtem Gesicht überlebt sie den Holocaust und wird im Juni 1945 von ihrer langjährigen Freundin Lene in die alte Heimat Berlin gebracht. Lene möchte später mit Nelly nach Palästina auswandern. Ihren Warnungen zum Trotz macht sich Nelly auf die Suche nach ihrem Ehemann und findet ihn im Nachtclub Phoenix. Johnny scheint sie nicht zu erkennen, denn er ist fest davon überzeugt, dass Nelly tot ist. Dennoch stellt er eine ihn beunruhigende Ähnlichkeit fest. Er schlägt Nelly vor, in die Rolle seiner tot geglaubten Frau zu schlüpfen, um an ihr reiches Erbe zu kommen. Nelly lässt sich darauf ein, denn sie möchte herausfinden, ob Johnny sie wirklich geliebt oder an die Nazis verraten hat.

Gerade weil der Zuschauer um Nellys wahre Identität weiß, erscheint das Verhalten der beiden Liebenden, die durch den Krieg voneinander getrennt wurden, auf den ersten Blick unglaubwürdig. Doch gerade darum geht es im Film von Christian Petzold (Barbara, Jerichow, Wolfsburg, Yella), der für seine sorgfältig durchkomponierten Beziehungsdramen bekannt ist: um die verzweifelte Suche, nach dem Krieg wieder ins „normale“ Leben zurückzufinden, mit den erlittenen Traumata zurechtzukommen und dafür alles zu verdrängen, auch die eigenen Schuldgefühle und die Angst, von einem geliebten Menschen im Stich gelassen worden zu sein. Das Psychodrama um zwei eng verbundene Künstlernaturen, die sich gegenseitig etwas vorspielen, wird von Nina Hoss und Ronald Zehrfeld in allen Schattierungen grandios gespielt, wobei Nina Kunzendorf als Lene eine nicht minder tragische Figur abgibt. Das aus der Literatur und aus Filmen bekannte Doppelgängermotiv dient hier zusammen mit dem musikalischen Leitmotiv „Speak Low“ von Kurt Weill dazu, das Stimmungsbild der Nachkriegszeit intensiv wie kaum zuvor im deutschen Film in Erinnerung zu rufen, in der nicht nur die Außenwelt, sondern auch die Gefühlswelt unter Schutt und Asche begraben waren.

Die Blu-ray Daten sind identisch mit den DVD-Daten.

DVD Extras: Audiodeskription, Making Of, Interviews, Kinotrailer, Booklet

Blu-ray Extras: Audiodeskription, Making Of, Interviews, Kinotrailer, Booklet

Holger Twele